Die immer noch hohen Kalipreise haben K+S auch im dritten Quartal angetrieben. Zwar stockte zuletzt die Nachfrage ein Stück weit, doch bleibt CEO Burkhard Lohr zuversichtlich und rechnet mit einem Anziehen der Nachfrage vor der Saatsaison im ersten Halbjahr 2023, weil die Preise etwas gesunken sind. Zudem konkretisierte er die Prognose für 2022.
Gleichwohl verfehlte K+S im vergangenen Jahresviertel die hohen Erwartungen von Analysten. Der Umsatz von K+S verdoppelte sich von Juli bis Ende September im Jahresvergleich nahezu auf 1,47 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg mit 633 Millionen Euro auf mehr als das Fünffache des Vorjahreswerts. Damit hat K+S nach neun Monaten mit 1,86 Milliarden Euro Betriebsergebnis mehr verdient als im bislang erfolgreichsten Jahr 2008, als ebenfalls hohe Düngerpreise kräftig Rückenwind geliefert hatten.
Unter dem Strich blieben im dritten Quartal bereinigt rund 379 Millionen Euro hängen, nach knapp 1,3 Milliarden Euro vor einem Jahr. Allerdings sind die Zahlen nicht vergleichbar, da K+S damals einen positiven Sondereffekt durch eine Erhöhung des angesetzten Wertes für Produktionsstätten verbucht hatte.
Verschiedene kleinere Belastungsfaktoren
Analysten hatten indes auf mehr operativen Gewinn als die 633 Millionen Euro gehofft. Ein Teil der Differenz geht auf logistische Probleme zurück, da ein Schiff mit Dünger von K+S den Hamburger Hafen entgegen den Planungen erst verspätet im Oktober verlassen konnte, und damit nicht mehr im dritten Quartal. Und: der trockene Sommer mit Niedrigwasser in vielen Flüssen erschwerte die Logistik und sorgte zusammen mit hohen Energiepreisen für Mehrkosten. Hinzu kam eine gewisse Kaufzurückhaltung in Europa wegen der hohen Preise, aber auch weil etwa Stickstoffdünger Mangelware ist. Dadurch können weniger Dünger-Mischungen produziert werden. Zudem macht es für Landwirte oft wenig Sinn, größere Mengen Kalidünger ausbringen, wenn sie nicht auch ausreichend mit Stickstoff düngen können.
Für 2022 kalkuliert Lohr nun - unter der Annahme einer stabilen und ausreichenden Gasversorgung - mit einem operativen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro. Bisher standen 2,3 bis 2,6 Milliarden auf dem Zettel, allerdings unter der Annahme einer Belastung im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich durch eine verringerten Gasverfügbarkeit sowie eine Gasumlage. Dieses Szenario entfällt jetzt.
Der auch für die Dividende wichtige bereinigte freie Mittelzufluss aus fortgeführter Geschäftstätigkeit wird vor Sondereffekten nun von K+S etwas über dem oberen Ende der bisher avisierten Spanne von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro gesehen.
Bereits die Zahlen des kanadischen Konkurrenten Nutrien haben belegt, dass die ganz große Party bei den Kaliproduzenten vorerst vorbei ist. Das aktuelle Preisniveau und die Aussichten sprechen aber dafür, dass K+S auch im kommenden Jahr hochprofitabel wirtschaften kann. Mit einem KBV von 0,6 und einem 2023er-KGV von 4 ist der MDAX-Titel weiterhin ein absolutes Schnäppchen. Bei welchen anderen sehr günstig bewerteten HDAX-Titeln sich gerade jetzt der Einstieg lohnt, erfahren Sie in der Titelstory der neuesten Print-Ausgabe 46/2022.
Mit Material von dpa-AFX