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29.03.2020 Martin Mrowka

Können DAX und Co ihre Befreiungsrallye noch fortsetzen? Oder droht nun ein neuer Rückfall?

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DAX

Selten war ein Wochenausblick auf die Entwicklung am deutschen Aktienmarkt so ungewiss wie diesmal. Zum Einen sorgen die nun auf den Weg gebrachten historischen Hilfspakte, mit denen sich Staaten und Zentralbanken gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie stemmen wollen, für Zuversicht. Auf der anderen Seite befürchtet mancher Anleger, dass die jüngste Aufwärtsbewegung nur eine Bärenmarkt-Rallye war.

Allerdings bleibt der Nachrichtenticker zum Thema Coronavirus ein ständiger Begleiter der Anleger. Weitere Hiobsbotschaften zum Verlauf der Pandemie oder von der Konjunktur können die Stimmung jederzeit kippen lassen. Über das Wochenende hat sich die Lage vor allem in den am stärksten betroffenen Staaten weiter verschärft. In den USA sind mittlerweile fast 125.000 Menschen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert. Allein in New York sind 672 Erkrankte daran gestorben. Italien liegt mit aktuell fast 92.500 Infizierten und mittlerweile über 10.000 Verstorbenen in Europa an der unrühmlichen Spitze.

In Deutschland waren bis Sonntag-Morgen nahezu 57.700 Menschen positiv gemeldet, 433 Patienten sind verstorben. Kanzlerin Angela Merkel hat die Bürger hierzulande um weitere Mithilfe im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus gebeten. "Niemand kann heute mit gutem Gewissen sagen, er wisse, wie lange diese schwere Zeit anhält." Noch gebe es keinen Grund, die Regeln zu lockern.

Milliarden-schweres Rettungspaket

Der Bundesrat gab am Freitag grünes Licht für die umfassenden Hilfen in der Corona-Krise. Das Paket enthält Maßnahmen zur Rettung von Arbeitsplätzen und Unternehmen, zur Unterstützung von Krankenhäusern sowie zur Sicherung von Lebensunterhalt und Wohnung der Bürger.

Die Corona-Hilfsprogramme werden nach Rechnung der Bundesregierung mehr als 122 Milliarden Euro kosten. Zugleich kommen wegen der wirtschaftlichen Lage wohl 33,5 Milliarden Euro weniger Steuern herein. Deshalb plant Finanzminister Olaf Scholz (SPD) eine Neuverschuldung von 156 Milliarden Euro. Der Bundesrat billigte den Nachtragshaushalt. Zuvor hatte der Bundestag dafür die Schuldenbremse vorübergehend ausgesetzt.

Nach ordentlichem Wochenplus nun wieder abwärts?

Am Aktienmarkt scheuten die Anleger vor dem Wochenende das Risiko und ließen den DAX mit einem Tagesminus von 3,7 Prozent auf 9.632 Punkte fallen. Die 10.000-Punkte-Marke, die der deutschen Leitindex am Donnerstag noch hinter sich gelassen hatte, rückte wieder in die Ferne. Auf Wochensicht ergab sich für den DAX gleichwohl ein ordentliches Plus von fast acht Prozent. Es ist der größte Wochengewinn seit Dezember 2011.

DAX (WKN: 846900)

Aktienstratege Manfred Bucher von der Landesbank BayernLB rechnet vor diesem Hintergrund in der neuen Woche mit anhaltend hohen Kursausschlägen. Kurzfristige "Befreiungs-Rallyes" wie zuletzt seien möglich, dürften aber noch keine Trendwende markieren. Bucher sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die weltweit wichtigsten Aktienindizes "erneute Rückschläge erleiden und dabei auch ihre bisherigen Tiefststände testen sowie gegebenenfalls auch temporär unterschreiten."

Der DAX zum Beispiel war Mitte März bis auf 8.256 Punkte abgesackt, nachdem er Mitte Februar noch bei gut 13.795 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte.

Finanzpolitische Maßnahmen beruhigen

Etwas optimistischer äußerte sich Analyst Ulf Kraus von der Landesbank Helaba. Neben vielen alarmierenden Meldungen etwa von der Konjunktur habe es zuletzt auch positive Entwicklungen gegeben. So hätten die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer den koordinierten Kampf gegen den Virus aufgenommen. Zudem wollten die USA und China stärker zusammenarbeiten und die Handelsstreitigkeiten hinter sich lassen.

Beruhigend wirkten sich ebenfalls die finanzpolitischen Maßnahmen beiderseits des Atlantik aus. Kraus erinnerte an das billionenschwere Konjunkturpaket in den USA und die vom Deutschen Bundestag in Rekordzeit beschlossen Staatsgarantien.

Diese beherzten Reaktionen von Notenbanken und Regierungen weltweit hätten den Börsen bereits eine kräftige Erholung beschert, schrieb Aktienstratege Frank Klump von der Landesbank Baden-Württemberg. Inwieweit aber "dies bereits die Wende zum Besseren bedeutet oder lediglich eine Rallye im Bärenmarkt ist, lässt sich schwerlich beantworten - nicht zuletzt wegen des kaum prognostizierbaren Pandemie-Verlaufs".

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Dividenden werden ausgesetzt

Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank sieht derweil in der Streichung beziehungsweise Kappung von Dividendenzahlungen einen weiteren Dämpfer für den Aktienmarkt. Zudem würden Aktienrückkäufe zumindest vorübergehend ausgesetzt, damit die Unternehmen ein möglichst hohes Eigenkapital halten könnten. Das gelte vor allem für Firmen mit besonders konjunkturabhängigen Geschäftsmodellen.

Unter dem Strich bilanzierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, dass "die Aktienmärkte einen Boden gefunden haben, sollte es bei den gegenwärtig absehbaren Wirtschaftseinbußen bleiben." Ein nachhaltiger Anstieg sei jedoch erst mittelfristig zu erwarten, wenn sich die Wirtschaftsdaten wieder verbessern. Zunächst ist Kater zufolge jedoch das Gegenteil der Fall: Bei dem in der neuen Woche erscheinenden Arbeitsmarktbericht aus den USA werde voraussichtlich ein Verlust von circa einer Million Jobs verkündet.

Die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie schlagen in den Vereinigten Staaten bereits jetzt mit voller Wucht auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt durch: Die größte Volkswirtschaft der Welt befindet sich im steilen Sinkflug - trotz des vom Kongress auf den Weg gebrachten Konjunkturpakets ohne Gleichen. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war zuletzt von 282.000 auf nunmehr rund 3,3 Millionen gestiegen. Das war der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung.

Weitere Jahreszahlen

In der neuen Woche dürften vor diesem Hintergrund die US-Einkaufsmanager-Indizes einbrechen, schrieb Analyst Christoph Balz von der Commerzbank. Sie geben ein Bild der aktuellen Stimmung in der Wirtschaft wider. Am Mittwoch meldet Markit auch die Einkaufsmanager-Indizes aus Europa.

Schließlich lohnt sich in der neuen Woche noch ein Blick auf einige Unternehmensnachrichten. Am Montag kommen detaillierte Jahreszahlen von Autozulieferer Leoni und der Software AG. Am Dienstag melden unter anderem Nemetschek und Varta Geschäftszahlen.

Am Donnerstag präsentiert der IT-Vermieter und Finanzierungsdienstleister Grenke Zahlen zum Neugeschäft und der Start-up-Investor Rocket Internet legt Rechenschaft über das abgelaufenen Jahr ab. Und am Freitag dürften die Auto-Neuzulassungen für März für Aufmerksamkeit bei den Aktionären von BMW, Daimler und VW sorgen. (Mit Material von dpa-AFX)

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