Die Lufthansa hat bei ihren Übernahmeplänen (DER AKTIONÄR berichtete) für die italienische Staatsfluggesellschaft ITA Airways eine bittere Niederlage kassiert. Das Finanzministerium teilte am Mittwoch mit, dass nicht die Lufthansa und deren Partner, die Reederei MSC, von nun an exklusive Verhandlungen führen sollen, sondern der Investor Certares.
Die Amerikaner, die mit den Lufthansa-Rivalen Delta und Air France-KLM zusammenarbeiten, hatten in Rom ebenfalls ein Angebot für die Privatisierung eingereicht. Das italienische Finanzministerium teilte mit, dass die Offerte von Certares mehr den Anforderungen entspreche, die die Regierung im Februar für eine Übernahme des Nachfolgers der Traditionsgesellschaft Alitalia formuliert hatte. Nach den Verhandlungen mit Certares werden bindende Verkaufsverträge nur dann unterschrieben, wenn der Staat mit den Details zufrieden ist, wie es weiter hieß.
Bis zuletzt galt das Duo MSC/Lufthansa als Favorit. Die Container- und Kreuzfahrtreederei sowie die deutsche Fluggesellschaft wollten 80 Prozent der Anteil an Ita für rund 850 Millionen Euro übernehmen, wie Medien berichteten. Certares gab demzufolge ein Angebot für rund 55 Prozent der Anteile ab. Dafür werde anders als bei MSC und Lufthansa dem italienischen Staat aber mehr Mitspracherecht bei Entscheidungen überlassen.
Ein Lufthansa-Sprecher sagte, man nehme die Entscheidung der Regierung zur Kenntnis. "Wir glauben aber weiterhin, dass unser Angebot die bessere Perspektive für die Ita geboten hätte." Die italienische Regierung habe sich für einen Weg entschieden, der mehr staatlichen Einfluss bedeuten könne. Lufthansa werde die eigenen Aktivitäten auf dem italienischen Markt intensivieren. Dazu gehört das Angebot der Regionalgesellschaft Air Dolomiti mit 17 Flugzeugen. Zudem sei Lufthansa der Anbieter mit den meisten Langstreckenpassagieren von und nach Italien.
Für die Lufthansa-Aktie ging es nach den Neuigkeiten am Mittwoch abwärts. Nachdem sie mit Kursgewinnen in den Tag gestartet war, lag ihr Kurs gegen Mittag mit rund 0,9 Prozent im Minus.
Das ist ein Rückschlag, denn aus Sicht des AKTIONÄR hätte dem MDAX-Konzern der Kauf – mit Blick auf das Tourismus-Segment in Italien – gut zu Gesicht gestanden. Ohnehin drängt sich in der aktuellen (weltpolitischen) Gemengelage kein Kauf der Aktie auf. Dagegen sprechen auch ein möglicher (kostenintensiver) Streik der Piloten genauso wie das negative Chartbild. Kurzum: Anleger beobachten das weitere Geschehen von der Außenlinie.
(Mit Material von dpa-Afx)
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