China wird Deutschland in diesem Jahr überholen, was die installierte Solarleistung betrifft. Der Solarboom in China hat im Prinzip gerade erst begonnen. Allein im ersten Quartal des laufenden Jahres wurden dort etwas über fünf Gigawatt neu installiert. Insgesamt sind in China jetzt 33 Gigawatt Solarstrom am Netz. Von den erstklassigen Perspektiven profitieren vor allem die chinesischen Solarkonzerne – bei der Auswahl der Aktien ist allerdings Vorsicht geboten.
Starker Jahresauftakt
Bis zum Ende des Jahres dürften in China noch weitere 15 Gigawatt hinzukommen, rechnen die Analysten der Deutschen Bank vor. Sie waren – wie viele andere auch – von dem starken Auftakt in China überrascht. Denn die fünf Gigawatt im ersten Jahresviertel sind schon 28 Prozent der von der chinesischen Energiebehörde NEA für das Gesamtjahr prognostizierten 17,8 Gigawatt. Das ist umso erstaunlicher, als das erste Quartal witterungsbedingt das saisonal schwächste ist. Da ab Mai mit einer weiteren Zunahme der Solaraktivitäten zu rechnen ist, hat die Deutsche Bank ihre Jahresprognose 2015 für China auf 20 Gigawatt angehoben. Das ist zumindest die neue Untergrenze für die Solarexperten, es könnte sogar noch mehr werden. Und auch die langfristige Prognose der chinesischen Regierung von 100 Gigawatt bis zum Jahr 2020 dürfte schon bald nach oben korrigiert werden.
Sogar Apple mischt mit
Nach einem eher enttäuschenden Solarjahr 2014 kommt der Markt in China in diesem Jahr also so richtig in Schwung. Die großen Gewinner dieser Entwicklung sind vor allem die großen chinesischen Solarkonzerne. Denn Unternehmen wie Trina Solar, JinkoSolar oder JA Solar dominieren ihren Heimatmarkt, auch wenn jetzt sogar Apple zusammen mit dem US-Solarkonzern Sunpower in China Solarkraftwerke errichten will. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen bis Ende des Jahres zwei Solarstromanlagen mit einer Kapazität von 40 Megawatt in der chinesischen Provinz Sichuan aufstellen.
Weltweites Solarwachstum
Aber vor allem die chinesischen Modulbauer sind gut auf den Solarboom in China vorbereitet und haben in den vergangenen Monaten den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten angekündigt (siehe Grafik oben rechts). Ein Überangebot an Solarmodulen wie in den Jahren 2011 und 2012 ist allerdings nicht zu erwarten, da neben dem Solarboom in China auch eine anhaltend starke Nachfrage aus den USA und Japan zu erwarten ist und darüber hinaus in Südamerika und Afrika viele neue Absatzmärkte heranreifen.
Nur der europäische Solarmarkt wird weiter stagnieren oder sogar leicht schrumpfen. Die Marktforscher von IHS gehen in ihrer aktuellen Studie für 2015 von neu installierten Solaranlagen mit einer Leistung von weltweit 57,3 Gigawatt aus, was im Vergleich zu den 44,2 Gigawatt des Vorjahres einem Zuwachs von 30 Prozent entspricht.
Yingli: Vorsicht, Insolvenzgefahr
Von den weltweit guten Perspektiven und den besonders starken Aussichten in China profitieren aber längst nicht alle chinesischen Solarfirmen. Der ehemals führende Solarkonzern Chinas, Yingli Green Energy, wird in diesem Jahr auf den fünften Platz abrutschen, was die Verkaufszahlen betrifft. Der Konzern kann sich aufgrund der äußerst angespannten Finanzlage keine teuren Expansionen mehr leisten und muss darüber hinaus Abstriche machen, was den Bau eigener Solaranlagen betrifft.
Mittlerweile summieren sich die Schulden von Yingli Green Energy auf über drei Milliarden Dollar. Demgegenüber stehen liquide Mittel von gerade einmal knapp 400 Millionen Dollar. Im vierten Quartal 2014 musste Yingli allein 43 Millionen Euro an Zinsen zahlen, was eine Rückkehr in die Gewinnzone fast unmöglich macht. Bei Yingli ist in Anbetracht der starken Überschuldung mittlerweile auch eine Insolvenz nicht mehr auszuschließen.
Trina Solar: Die Nummer 1
Ganz anders präsentiert sich Trina Solar, die alte und neue Nummer 1 der größten Solarfirmen der Welt. In diesem Jahr will Trina bis zu 4,6 Gigawatt an Solarmodulen verkaufen und damit über 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon will der Konzern 700 bis 800 Megawatt für eigene Solaranlagen verwenden.
Die Schuldenlast von Trina beläuft sich auf gut eine Milliarde Dollar, allerdings verfügt das Unternehmen über gut 500 Millionen Dollar an Liquidität. Die Zinslast lag im vierten Quartal 2014 bei lediglich 8,3 Millionen Dollar. Unter dem Strich blieb dem Konzern ein Nettogewinn von 13,6 Millionen Dollar oder 0,13 Dollar pro Aktie.
JA Solar: Stark in China
Klar auf der Überholspur befindet sich JA Solar. Der ehemalige Spezialist für Solarzellen wird sich in diesem Jahr auf den dritten Platz der weltgrößten Solarfirmen vorschieben. Insbesondere auf dem chinesischen Markt ist der Konzern gut positioniert und hat dort im Schlussquartal 2014 gut 40 Prozent seiner Module absetzen können. 2015 will man seine Absatzzahlen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um bis zu 35 Prozent auf 3,6 bis 4,0 Gigawatt steigern, wovon 200 bis 300 Megawatt in eigenen Solaranlagen verbaut werden sollen. Auch JA Solar hat in seiner Bilanz knapp eine Milliarde Dollar an Verbindlichkeiten, demgegenüber aber liquide Mittel von immerhin 480 Millionen Dollar stehen.
JinkoSolar: Top-Bilanz, satte Gewinne
Die mit Abstand beste Bilanz weist JinkoSolar auf – mit lediglich 570 Millionen Dollar Schulden und einem Cashbestand von 370 Millionen Dollar. Und auch bei der Profitabilität hat JinkoSolar die Nase vorn. Die Bruttomarge von knapp 23 Prozent im vierten Quartal liegt weit über den Werten der Konkurrenz und sorgte für einen Nettogewinn von 38,2 Millionen Dollar oder 1,00 Dollar pro Aktie.
JinkoSolar bleibt Topfavorit
Die deutlich verbesserten Perspektiven für den chinesischen Solarmarkt dürften die Kurse der chinesischen Solar-Aktien weiter nach oben treiben. Dabei bleibt JinkoSolar der Top-Favorit des AKTIONÄR. Trina Solar ist die konservative Variante und JA Solar die etwas spekulativere. Die Aktie von Yingli Green Energy sollte dagegen aufgrund der vorhandenen Insolvenzgefahr unbedingt gemieden werden.