Man könnte fast meinen, die Solar-Aktien sind frisch erholt aus ihrer Sommerpause zurück. Seit einigen Wochen brennen vor allem die chinesischen Solarpapiere ein wahres Kursfeuerwerk ab. So hat etwa die Aktie von JinkoSolar seit Anfang August um rund 40 Prozent zugelegt. Im Vergleich zum Empfehlungskurs des AKTIONÄR Mitte April dieses Jahres notiert der Wert 30 Prozent höher.
Noch besser lief es für den amerikanischen US-Solarwert Enphase Energy. Die Aktie des Herstellers von Mikrowechselrichtern hat sich seit der Empfehlung vor gerade einmal drei Monaten mehr als verdoppelt. Und auch die anderen Solarempfehlungen des AKTIONÄR liegen gut zweistellig im Plus. Bei First Solar, dem größten Solarkonzern der Welt, beläuft sich der Zuwachs auf gut 70 Prozent, der chinesische Konzern JA Solar hat sich seit der Empfehlung im Mai 2014 um gut 10 Prozent verteuert.
Sowohl für die Besitzer der vom AKTIONÄR empfohlenen Solar-Aktien als auch für alle noch nicht investierten Anleger stellen sich nun folgende Fragen: Was war für den jüngsten Anstieg der Aktien verantwortlich? Ist mit einer Fortsetzung zu rechnen? Und lohnt sich jetzt noch der Einstieg?
US-Solarmarkt wächst kräftig
Hauptverantwortlich für das stark gewachsene Interesse an Solar-Aktien ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Solaranlagen und -modulen. Vor allem in den drei größten Solarmärkten der Welt – China, Japan, USA – setzt sich der Solarboom fort. So wurden in den USA im zweiten Quartal 2014 Solaranlagen mit einer Leistung von 1,13 Gigawatt neu installiert und damit so viel wie noch nie zuvor in einem zweiten Quartal. Für das Gesamtjahr 2014 wird mittlerweile ein Zubau von 6,5 Gigawatt erwartet. Damit wird der US-Solarmarkt in diesem Jahr etwa drei Mal so groß wie der deutsche, der voraussichtlich weiter auf nur noch 2,2 Gigawatt schrumpfen wird.
Neue Förderung in China
Der größte Solarmarkt der Welt bleibt auch in diesem Jahr China. Allerdings verlief das erste Halbjahr mit nur 3,3 GW neu installierter Leistung eher schleppend. Um die für dieses Jahr von der chinesischen Regierung angepeilten 14 Gigawatt noch zu erreichen, wurden vor Kurzem die staatlichen Förderungen erhöht. Der Ausbau von kleineren Solaranlagen und Dachanlagen wird jetzt in China verstärkt subventioniert. Zudem sollen die Mittel schneller fließen als bisher, um den Investoren Planungssicherheit zu geben.
Steigende Modulpreise
Zwar ist nicht sicher, ob die angepeilten 14 Gigawatt trotz der neuen Förderungen noch erreicht werden können, aber die Experten erwarten mittlerweile zumindest einen Zubau von über zehn Gigawatt in diesem Jahr. Die Analysten von Roth Capital prognostizieren dann für die kommenden Jahre Neuinstallationen von über 15 Gigawatt. Und sie haben aufgrund der stark anziehenden Nachfrage bereits einen Anstieg bei den Modulverkaufspreisen bemerkt, sie sollen sich zuletzt um ein bis drei Cent pro Watt verteuert haben. Die Auswirkungen eines solchen Anstiegs sind drastisch: Roth Capital geht davon aus, dass eine Verteuerung von einem Cent pro Watt die Gewinnerwartungen für die chinesischen Solarkonzerne um fünf bis 15 Prozent erhöht.
JinkoSolar: Der Top-Favorit
Größter Gewinner das anhaltenden Solarbooms und der höheren Preise dürfte JinkoSolar sein. Die ohnehin schon üppige Bruttomarge jenseits der 20-Prozent-Marke wird sich wohl weiter vergrößern. Zudem bringt das mittlerweile massiv ausgebaute Geschäft mit eigenen Solaranlagen immer größere zusätzliche Erträge. Gewinnerwartungen und Kursziele werden schon bald deutlich nach oben angepasst werden müssen. Die Aktie bleibt ein klarer Kauf, das Kursziel des AKTIONÄR in Euro erhöht sich durch den zuletzt stark gestiegenen Dollar auf 62 Euro.
JA Solar: Der Geheimtipp
Auch JA Solar ist mittlerweile in das lukrative Geschäft mit eigenen Solarparks eingestiegen und macht hier gute Fortschritte. Aber auch im klassischen Modulgeschäft läuft es dank der anhaltend hohen Nachfrage vor allem aus Japan rund. Zwar blieb das Unternehmen im zweiten Quartal leicht hinter den Erwartungen der Analysten zurück, dafür liegt aber die Q3-Prognose weit über den ursprünglichen Annahmen. Die Aktie von JA Solar hat bisher nur leicht zugelegt und gilt als echter Geheimtipp.
Enphase Energy: Der Überflieger
Auch Enphase Energy galt bei der Empfehlung im AKTIONÄR als Geheimtipp. Mittlerweile haben viele Analysten die Aktie auf dem Radar und empfehlen sie zum Kauf. Kein Wunder, der Wechselrichter-Spezialist gewinnt weiter Marktanteile hinzu und mischt kräftig auf neuen Wachstumsmärkten, wie etwa in Großbritannien, mit. Nach der jüngsten Kursverdopplung ist die Aktie aber auch nicht mehr ganz billig, es ist zunächst mit einer Konsolidierung zu rechnen.
Für jeden Anlegertyp etwas
Auch wenn die Aktie von Enphase Energy noch über reichlich Potenzial verfügt, sollte der jüngste Anstieg zum Verkauf der Hälfte der Position genutzt werden. JinkoSolar bleibt ein klarer Kauf und JA Solar die etwas spekulativere Variante. First Solar hingegen eignet sich vor allem als Investment für konservative Anleger.