Es ist soweit seit Montag steht der Börsenindikator von Thomas Gebert auf Verkaufen. Der Börsenexperte erklärt, wie es zu dem Verkaufssignal gekommen ist und wie sich Anleger nun verhalten sollten.
DER AKTIONÄR: Herr Gebert seit Montag steht der Börsenindikator auf Verkaufen. Welche Punkte haben dazu geführt?
Thomas Gebert: Am Zinsindikator hat sich nichts geändert. Der letzte Zinsentscheid der EZB resultierte in einer Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes. Ein Punkt für den Indikator. Die Jahreszeit bleibt nach wie vor ungünstig, also null Punkte für die Saison. Die am Ende jedes Monats von Eurostat veröffentlichte Vorabschätzung der Veränderung des Verbraucherpreisindex (HVPI) fließt mit 24-werktägiger Verspätung in den Indikator ein. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass bei Entwicklung des Indikators im Jahr 1993 die Inflationszahlen erst am Anfang des übernächsten Monats publik wurden. Die am 29. Juli bekannt gegebene Steigerungsrate für den Monat Juli von 0,2 Prozent, die heute erstmalig zur Berechnung hinzugezogen wird, lag auf der gleichen Höhe wie die vom Juli 2015 mit ebenfalls 0,2 Prozent. Die Inflationsrate ist damit nicht niedriger als vor einem Jahr und somit wird kein Punkt vergeben. Beim Dollar war es knapp. Freitag, den 4.9.2015, kostete ein Dollar 0,897 Euro. Dieser Wert wird auf zwei Stellen nach dem Komma gerundet auf 0,90. Am letzten Freitag ging der Euro in Dollar gerechnet bei 1,1153 aus dem Handel. Der Kehrwert davon lautet 0,897 Euro für einen Dollar, oder auf zwei Nachkommastellen gerundet 0,90 Euro für einen Dollar. Der Dollar notiert damit nicht höher als vor einem Jahr, also kein Punkt für den Dollar. Somit ergibt sich nur ein einziger Pluspunkt: Verkaufssignal!
Wie geht es nun an der Börse weiter?
Ich vermute, dass die Aktienkurse in dieser Woche nachgeben werden. Warum? Vor 16 Wochen hatte gerade eine längere Abwärtsbewegung begonnen und vor 32 Wochen nahm der schwere Januar/Februar-Einbruch seinen Lauf. Ich beobachte oft solche 16-Wochen-Strukturen. Abläufe in diesem Abstand ähneln sich häufig.
Sie haben eine 16-Wochen-Anomalie entdeckt, aus der sich eine Strategie für die Aktienanlage ableiten lässt. Wie funktioniert diese Strategie?
In den drei freundlichen Wochen dieses 16-Wochen-Rhythmus sollte man auf steigende Kurse setzen und in den drei schwachen auf fallende. Hätte man das seit 1960 so gemacht, hätte sich der Depotwert enorm gut entwickelt. Der Anleger hätte heute zehnmal so viel Geld wie bei der reinen Aktienanlage – und das bei einem wesentlich geringeren Risiko. Der Anleger war nur in jeweils sechs von 16 Wochen, also nur 38 Prozent der Zeit, investiert. In diesen sechs Wochen war er drei Wochen long und drei Wochen short, also im Mittel marktneutral. Für den Erfolg dieser Strategie war also weder eine Hausse noch eine Baisse notwendig.
Ist diese Strategie auch im jetzigen Umfeld anwendbar?
Diese Strategie ist auch im jetzigen Umfeld anwendbar. Sie lässt sich allerdings nicht sinnvoll mit Aktien, sondern eher mit Indexinstrumenten auf den DAX wie ETFs durchführen.
Wie lautet in der jetzigen Situation Ihr Rat für die Leser?
Vorsicht walten lassen, das Geld zusammenhalten und kein großes Risiko eingehen.
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