Abgesehen von einer kleinen Kursrallye, die mittlerweile wieder komplett abverkauft worden ist, kommt die Aktie von Infineon Technologies im laufenden Jahr nicht wirklich von der Stelle. Mögliche Auswirkungen des Zollstreits, Konjunktursorgen und die schwächere Nachfragedynamik drücken auf die Stimmungsbremse. Auch im Peergroup-Vergleich fährt der Kurs der DAX-Aktie hinter den direkten Wettbewerbern her.
Infineon Technologies hat in vielen Bereichen eine marktführende Position. Im Bereich „Leistungshalbleiter“ hat der DAX-Konzern gegenüber dem US-amerikanischen Halbleiterhersteller ON Semiconductor deutlich die Nase vorn. Bei den „Security ICs“ wird NXP auf den zweiten Platz verwiesen. Im Bereich „Automobilelektronik“ zählen NXP Semiconductor und die japanische Renesas zu den direkten Konkurrenten im Kampf um Platz 1.
Um diese führende Position zu verteidigen, kämpft Vorstand Reinhard Ploss derzeit an vielen Fronten gleichzeitig. Dabei musste er die Prognosen zuletzt bereits senken und erwartet ein eher verhaltenes Geschäftsjahr.
Die Underperformance im Vergleich zu den direkten Wettbewerbern wurde vor allem seit Anfang Mai noch einmal untermauert:
Wie geht es kurzfristig weiter? Die Lage an vielen Endmärkten bleibt insgesamt unsicher. Das trifft aber die Wettbewerber ebenso wie Infineon. Ob es bereits ab dem zweiten Halbjahr wieder zu einer Erholung der Nachfrage kommt, ist unklar. Die direkten Auswirkungen des Handelsstreits zwischen den USA und China sind für Infineon dagegen eher gering. Die (Straf-)Zölle auf die direkten Produkte sind für den Konzern überschaubar. Die aktuelle Entwicklung könnte sich aber weiterhin negativ auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung rund um den Globus auswirken. Das gilt besonders für die Halbleiterbranche, deren globale Vernetzung im Vergleich zu anderen Industrien deutlich höher ist.
Ploss muss nun liefern und zumindest die gesenkten Prognosen erreichen. Die nächsten offiziellen Wasserstandsmeldung gibt es in Form der Zahlen zum dritten Quartal 2018/19 erst am 1. August. Vorher präsentiert sich der Konzernchef auf zahlreichen Konferenzen und Veranstalungen. Kann er dabei ein wenig Zuversicht versprühen, dürfte die Aktie schnell wieder anziehen - und auch die Positionierung in der Peergroup verbessern.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.