Infineon hat besser als erwartet ausgefallene Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres (Ende 30. September) vorgelegt. Erstmals wurden die Daten vom neuen Konzernchef Jochen Hanebeck vorgestellt, der im April das Ruder von Reinhard Ploss übernommen hat. Trotz aller Krisenherde bleibt der Chipriese weiter auf Kurs und will im Gesamtjahr sogar etwas mehr umsetzen und verdienen als bisher gedacht.
Im abgelaufenen zweiten Quartal steigerte Infineon seinen Umsatz zum Vorquartal um vier Prozent auf knapp 3,3 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis kletterte um sechs Prozent auf 761 Millionen Euro. Die entsprechende Marge stieg auf 23,1 Prozent nach 22,7 im Quartal zuvor. Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt einen Umsatz in Höhe von 3,22 Milliarden Euro und damit zwei Prozent mehr als im Vorquartal prognostiziert. Das Segmentergebnis sollte leicht auf 712 Millionen Euro zurückgehen.
„In einem anspruchsvoller werdenden Umfeld läuft unser Geschäft weiterhin gut. Im zweiten Quartal haben wir bei Umsatz und Segmentergebnis abermals zugelegt“, so Vorstand Jochen Hanebeck. „Globale Unwägbarkeiten belasten die Lieferketten, insbesondere der Krieg in der Ukraine und der weitere Verlauf der Coronavirus-Pandemie. Nach wie vor übersteigt dabei die Nachfrage nach unseren Produkten und Lösungen das Angebot deutlich.“
Die kurz- und mittelfristigen Markt- und Lieferbedingungen beobachtet der Konzern sehr genau, um bei Bedarf reagieren zu können. Im dritten Quartal erwartet Infineon bei einem angenommenen EUR/USD-Wechselkurs von 1,10 einen Umsatz von rund 3,4 Milliarden Euro. Die Segmentergebnis-Marge wird bei dem prognostizierten Umsatz voraussichtlich etwa 21 Prozent betragen.
Im vierten Quartal soll der Umsatz dann wieder stärker zulegen. Dass der Euro zuletzt deutlich schwächer notierte, dürfte dem Konzern weiter zugutekommen. Der Konzern erzielt rund zwei Drittel seiner Erlöse in Dollar, seit er den US-Konzern Cypress übernommen hat.
Bei einem nun unterstellten EUR/USD-Wechselkurs von 1,10 (zuvor 1,15) wird für das gesamte Geschäftsjahr 2022 ein Umsatz von 13,5 Milliarden Euro plus oder minus 500 Millionen Euro (Vorjahr: 11.06 Milliarden Euro) erwartet nach zuvor 13,0 Milliarden Euro. Die Segmentergebnis-Marge sollte im Mittelpunkt der Umsatzspanne nun bei über 22 Prozent (Vorjahr: 20,5 Prozent) liegen nach zuvor etwa 22 Prozent.
Für das Geschäftsjahr 2022 sind Investitionen, vom Unternehmen definiert als Investitionen in Sachanlagen und sonstige immaterielle Vermögenswerte einschließlich aktivierter Entwicklungskosten, in Höhe von etwa 2,4 Milliarden Euro geplant. Der Free-Cash-Flow wird voraussichtlich etwa 1,1 Milliarden Euro erreichen nach zuvor etwa 1,0 Milliarden Euro.
Das Umfeld für Technologiewerte ist derzeit alles andere als gut. Die laufende Zinswende hat bereits seit Jahresbeginn einen Wechsel weg von hoch bewerteten Wachstumstiteln zu günstigeren Value-Aktien eingeläutet. Der Quartalsbericht und der Ausblick zeigen aber: Infineon hat seine Hausaufgaben gemacht und bleibt dank der enormen Nachfrage auf Wachstumskurs. Das aktuelle Bewertungsniveau spiegelt diese Aussichten aber nicht wider – trotz aller Inflations- und Zinssorgen. Anleger sollten sich daher von der jüngsten (Kurs-)Entwicklung nicht aus der Ruhe bringen lassen, den Blick nach vorne richten und das aktuelle Niveau zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen.