Auch Infineon spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dennoch steht Deutschlands größter Chiphersteller recht gut da. Die mittelfristigen Wachstumstreiber sind intakt. Die Aktie hat im laufenden Jahr bisher rund 45 Prozent an Wert zugelegt und notiert auf einem Mehrjahreshoch. Großen Anteil daran hat Vorstand Dr. Reinhard Ploss.
Er kennt den Konzern wie kaum ein anderer. Bereits 1986 startete Reinhard Ploss seine Karriere bei Infineon, damals noch unter der Siemens-Flagge. Zur Jahrtausendwende übernahm der promovierte Prozessingenieur die Leitung der Autosparte. 2007 wurde er in den Vorstand berufen. Seit acht Jahren steht er diesem vor.
Ploss führte den einstigen Pleitekandidaten wieder an die Weltspitze. Sein jüngster Coup: die 9-Milliarden-Euro-Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress Semiconductor, die im Schlussquartal 2019/20 erstmals für ein gesamtes Quartal ins Zahlenwerk einging. Im Gesamtjahr (bis 30. September) ist der Umsatz organisch coronabedingt leicht zurückgegangen, der Überschuss brach um die Hälfte ein.
Doch die Talsohle scheint durchschritten. Der Trend zur Elektromobilität und zum Autonomen Fahren sollte sich weiter als Wachstumstreiber erweisen. Infineon liefert Chips für die Stromversorgung, sogenannte Leistungshalbleiter.
Trotz der vielen Risiken könnte im laufenden Fiskaljahr (inklusive Cypress) bei einem Umsatzplus von 23 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro ein Anstieg beim operativen Gewinn um rund 40 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu Buche stehen.
Die US-Investmentbank Bank of America (BofA) hat die Aktie in dieser Woche dennoch aus Bewertungsgründen von "Buy" auf "Neutral" abgestuft und die Aktie zudem von der Empfehlungsliste "Europe 1 List" gestrichen, aber das Kursziel auf 32 Euro belassen. Nach einem guten Lauf sei das weitere Potenzial für die Aktie des Halbleiterkonzerns begrenzt, so Analyst Adithya Metuku.
Bleibt die Branchen- und Marktstimmung weiter gut, sollte die Aktie in der Adventszeit die die 30-Euro-Marke hinter sich lassen – trotz der mittlerweile recht ambitionierten Bewertung. Der Vertrag von Ploss läuft erst Ende 2022 aus. Genug Zeit, um seinem Track Record noch zwei weitere gute Jahre hinzuzufügen. Das AKTIONÄR-Kursziel lautet 36 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)