Die Zahlen von Infineon wurden mit Spannung erwartet. Heute ist es soweit: Der heimische Chipriese bekommt die nur schleppend anziehende Nachfrage zwar weiterhin zu spüren, hat die zweimal gesenkten Planvorgaben im abgelaufenen Fiskaljahr 2023/24 allerdings erreicht. Beim besonders beachteten Ausblick stellt Vorstand Jochen Hanebeck den Konzern im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 auf einen weiter verhaltenen Geschäftsverlauf ein.
Es ist ein offenes Geheimnis: Angesichts der schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik überlagern in der Chipbranche die Bestände an vielen Stellen noch immer die Endnachfrage. Die erhoffte Belebung lässt weiter auf sich warten – auch bei Infineon.
„Infineon hat das Geschäftsjahr 2024 gut gemeistert und im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen“, sagt Vorstand Jochen Hanebeck. „Aktuell bieten unsere Endmärkte, mit der Ausnahme von künstlicher Intelligenz, kaum Wachstumsimpulse, die zyklische Erholung verzögert sich.“
Der Umsatz ging von 16,1 Milliarden auf knapp 15 Milliarden Euro zurück. Die Segmentergebnismarge verschlechterte sich um 6,2 Prozentpunkte auf 20,8 Prozent. Damit erreichte Infineon seine mehrfach gesenkten Ziele. Unter dem Strich verdiente der Chipkonzern 1,3 Milliarden Euro und damit deutlich weniger als im Vorjahr mit 3,1 Milliarden Euro.
Der Ausblick fällt weiter sehr verhalten aus: „Der Abbau erhöhter Lagerbestände dauert an. Die Sicht auf die Nachfrageentwicklung über ein, zwei Quartale hinaus wird durch kurzfristiges Bestellverhalten und Bestandsabbau getrübt“, so der Konzernchef.
Daher stellt sich Infineon im laufenden Geschäftsjahr auf einen verhaltenen Geschäftsverlauf ein. So dürfte der Umsatz 2024/25 (per Ende September) leicht sinken. Die Segmentergebnismarge, die die operative Rentabilität misst, soll dabei im mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereich liegen. Das liegt deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Dabei erwartet das Unternehmen einen schwachen Jahresstart. Im traditionell eher schwächeren erst Geschäftsquartal dürfte der Umsatz auf 3,2 Milliarden Euro sinken, nach 3,9 Milliarden im Vorquartal. Die Segmentergebnismarge wird im mittleren Zehner-Prozentbereich erwartet, nach 21,2 Prozent in den drei Monaten zuvor.
Gleichzeitig setzt der Vorstand mit dem Programm „Step Up“ auf die konsequente Umsetzung der strukturellen Maßnahmen zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. „Zusammen mit unserer Innovationskraft adressieren wir unsere strukturellen Wachstumstreiber und positionieren uns optimal für einen kommenden Aufschwung“, so Hanebeck.
Der Ausblick auf die kommenden Quartale fällt – wie schon bei den meisten Branchenvertretern – insgesamt recht verhalten aus. Nun kommt es darauf an, wie Infineon-Chef Hanebeck diese Aussichten in den anstehenden Telefonkonferenzen den Analysten und Investoren erörtert. Kann der Konzernchef beim Blick über den Tellerrand wieder etwas mehr Zuversicht versprühen, dann dürfte die Aktie entsprechend positiv reagieren. Größere Abwärtsrisiken sollten durch die niedrigen Bewertungsmultiplikatoren begrenzt sein. Alles in allem müssen sich Anleger nach den Kursgewinnen vom Vortag auf einen volatilen Kursverlauf einstellen.
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