„Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran. Angesichts der anhaltend schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik überlagern die Bestände an vielen Stellen die Endnachfrage“, so Infineon-Vorstand Hanebeck Anfang August mit den Zahlen zum dritten Quartal 2023/24. Morgen stehen die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) auf der Agenda. Wird der Konzernchef dabei wieder optimistischer?
Es ist kein Geheimnis: In der Halbleiterbranche läuft es abseits des Hypes um Künstliche Intelligenz (KI) nicht wirklich rund. Insbesondere die schwache Nachfrage aus der für Infineon wichtigen Automobilindustrie lastet auf den Geschäften. Infineon wird am morgigen Dienstag daher auf ein schwaches Geschäftsjahr zurückblicken - auch wenn der Konzern im KI-Bereich zuletzt Boden gut gemacht hat.
DER AKTIONÄR hat bereits erklärt, dass die drei größten Prozessorenhersteller dem Vernehmen nach inzwischen im KI-Bereich auf Chips aus dem Hause Infineon setzen würden. Wichtig in diesem Zusammenhang: In klassischen Servern werden Leistungshalbleiter zur Steuerung des Stromzuflusses zu den Prozessoren im Wert von bis zu 80 Dollar verbaut, in einem KI-Server seien es bis zu 1.800 Dollar.
Aufgrund der schwachen ersten Jahreshälfte dürfte im Gesamtjahr 2023/24 ein Rückgang des Umsatzes von 16,3 auf etwa 15 Milliarden Euro zu Buche stehen. Die Segmentergebnismarge, die die Profitabilität des operativen Geschäftes misst, dürfte sich von 27 auf etwa 20 Prozent ebenfalls verschlechtern.
Viel wichtiger als das Zahlenwerk, werden die Aussagen von Konzernchef Hanebeck zur künftigen Entwicklung. Analysten haben im Vorfeld ihre Schätzungen und Kursziele überarbeitet. Nach dem traditionell schwächeren (laufenden-) ersten Quartal dürfte sich das Umsatzwachstum vor allem in der zweiten Geschäftsjahreshälfte beschleunigen und die Rendite wieder spürbar anziehen. Bei Erlösen von 15,7 Millionen Euro sollte die Segmentergebnismarge auf 30,7 Prozent steigen.
Einen Tag vor dem richtungsweisenden Termin legt die Infineon-Aktie rund vier Prozent zu. Ein Fingerzeig? Am Ende kommt es am Dienstag auf das viel zitierte Wording von Vorstand Hanebeck an. Können sich die Investoren im neuen Fiskaljahr wieder auf ein leichtes Wachstum bei Umsatz und Rendite einstellen und kann der Konzernchef auch beim Blick über den Tellerrand wieder etwas Zuversicht versprühen, dann dürfte die Aktie entsprechend positiv reagieren. Größere Abwärtsrisiken sollten durch die niedrigen Bewertungsmultiplikatoren begrenzt sein.