Der Vorstandschef des Halbleiter-Herstellers Infineon, Reinhard Ploss, hat die Wettbewerbspolitik der EU kritisiert. Europa sei bei Chips von Importen aus Asien abhängig, müsse aber autonom werden und eine "fast schon verlorene Industrie" wiedergewinnen, forderte Ploss am Freitag im Deutschlandfunk. Ohne diese Kompetenz würden nicht nur Autobauer und Industrie, sondern auch Umwelt- und Kllimaschutz geschwächt. "Aber derzeit verteilen wir sehr, sehr viele Stoppschilder in Europa", sagte Ploss.
Die Ungleichheit der Wettbewerbsbedingungen nehme zu. Während China, Japan, Korea und die USA ihre Digitalindustrie förderten und Zusammenarbeit sogar gestalteten, werde in der EU gebremst. Europa und Deutschland sollten die Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Großindustrie gestalten und unterstützen: Das "könnte unserer Differenzierungfaktor sein", sagte Ploss.
Auch der Datenschutz müsse pragmatischer gehandhabt werden. Den technischen Rückstand bei Mikrochips aufzuholen, sei eine sehr große Herausforderung. "Wer sich nur hinten reinstellt, der wird wahrscheinlich nicht der Sieger des nächsten Matches sein", sagte Ploss. In der deutschen Autoindustrie gibt es seit Monaten Kurzarbeit wegen fehlender Chip-Lieferungen.
Die Schweizer Bank Credit Suisse hat derweil das Kursziel für Infineon von 42,50 auf 43 Euro angehoben und die Einstufung auf "Outperform" belassen. Analyst Jakob Bluestone hob in einer am Freitag vorliegenden Studie seine Umsatz- und Gewinnschätzungen für den Chipkonzern bis ins Jahr 2023 an. Er begründete dies mit dem beschleunigten Wachstum in der Industriesparte, das die Kapazitätsprobleme im Geschäft mit Sicherheitslösungen (CSS) überlagere.
DER AKTIONÄR bleibt ebenfalls weiter zuversichtlich: Die strukturellen Wachstumstreiber und Trends sind intakt. Anleger können das aktuelle Niveau daher weiter zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen.
(Mit Material von dpa-AFX)