Beim Bau neuer Windräder in Deutschland ist aus Branchensicht deutlich mehr Tempo notwendig, damit die Klimaziele erreicht werden können. Zwar gebe es laut dem Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Dennis Rendschmidt, eine Trendwende, aber die Maßnahmen reichen nicht aus. Weitere Investitionen seitens der Regierung scheinen deshalb notwendig.
Im Jahr 2022 gingen in Deutschland 551 neue Windräder mit einer Leistung von insgesamt 2,4 Gigawatt ans Netz - das waren 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Weil auch alte Anlagen zurückgebaut wurden, lag der sogenannte Netto-Zubau bei rund 2,1 Gigawatt. Der Zubau liege deutlich unter dem der Rekordjahre 2014 bis 2017.
Um auf einen Ausbaupfad einzuschwenken, der notwendig sei, um die gesetzten Ziele zu erreichen, seien verschiedene Maßnahmen nötig, so Rendschmidt: Es müssten mehr Flächen bereitgestellt, Genehmigungsengpässe überwunden und Transporte erleichtert werden. Das Ziel eines Zubaus von 4,5 Gigawatt (GW) in diesem Jahr sei nicht erreichbar. Das liege daran, dass zu wenig Projekte genehmigt seien. Die Branche prognostiziert einen Zubau von 2,7 bis 3,2 GW.
Die Genehmigungsdauer sei mit im Durchschnitt 23,5 Monaten immer noch viel zu lang, sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie. Die Bundesregierung müsse das angekündigte Gesetz zur Verfahrensbeschleunigung möglichst schnell vorlegen. "Wir brauchen die LNG-Geschwindigkeit auch bei der Windenergie." Neue Terminals zum Import von Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland waren in weniger als einem Jahr gebaut worden.
Albers beklagte außerdem erneut ein starkes Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau. Im vergangenen Jahr stellten Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zusammen 77 Prozent des Zubaus. Die zwei südlichsten Bundesländer, Bayern und Baden-Württemberg, hätten bezogen auf ihre Landesfläche besonders wenig neue Leistung installiert. Der Süden müsse nun liefern.
Die Bundesregierung hatte 2022 umfangreiche Gesetzesänderungen für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien beschlossen. Ziel ist es, den Anteil des Ökostroms am Stromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 Prozent zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es rund 47 Prozent. Insgesamt gibt es nach Branchenangaben in Deutschland derzeit mehr als 28.000 Windräder an Land mit einer Gesamtleistung von rund 58 Gigawatt. Ziel der Bundesregierung ist eine installierte Leistung von 115 Gigawatt bis 2030. Die Windkraft an Land spielt eine Schlüsselrolle bei der Energiewende, dem Ersatz fossiler Energien wie der Kohle durch erneuerbare Energien aus Wind und Sonne.
Die Ambitionen der Bundesregierung in Sachen Windenergie sind hoch. Ein entsprechend großes Engagement wird sie – auch finanziell – zeigen müssen. Davon sollten AKTIONÄR-Empfehlungen wie Encavis, Abo-Wind und Nordex profitieren.
(mit Material von dpa-AFX)