Der Top-Performer unter den US-Banken, Morgan Stanley, hat gestern mit seinen Zahlen zum abgelaufenen Quartal die Erwartungen einmal mehr übertroffen. Nachdem die Aktie seit Jahresbeginn rund 36 Prozent gestiegen ist, stellt sich für Anleger nun die Frage, ob man dabeibleiben sollte, oder die Rallye vor einem Ende steht.
Starke Zuwächse im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung haben der US-Bank Morgan Stanley im zweiten Quartal zu deutlich mehr Erlösen und Gewinn verholfen. Unterm Strich verdiente das Geldhaus in den drei Monaten bis Ende Juni laut eigener Mitteilung vom Donnerstag 3,5 Milliarden Dollar (3,0 Milliarden Euro). Das waren zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Die gesamten Einnahmen der Bank legten um acht Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar zu. Damit wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen.
Investmentbanking brummt
Vorstandschef James Gorman sprach von einem "weiteren sehr starken Quartal". Doch obwohl die Ergebnisse über den Markterwartungen lagen, gerieten Morgan Stanleys Aktien vorbörslich zunächst unter Druck. Dem Finanzkonzern spielte zuletzt der Boom bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen in die Karten, an dem Banken durch Gebühren gut verdienen. Außerdem brummte abermals das Investmentmanagement, wo die Einnahmen um 16 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar stiegen.
Während der Anleihehandel wie auch bei Konkurrenten nachgab, legten die Erlöse im Aktiengeschäft zu. Deutlich sichtbar wurde der Erfolg der Übernahme des Discountbrokers E-Trade. In der zugehörigen Sparte Vermögensverwaltung für Privatkunden kletterten die Erlöse um 30 Prozent auf 6,1 Milliarden Dollar. Der Bereich für institutionelle Kunden verdoppelte die Erlöse fast auf 1,7 Milliarden Dollar. Auch dort hatte man sich mit größeren Übernahmen letztes Jahr verstärkt.
Auf das richtige Pferd gesetzt
Morgan Stanley hat in den vergangenen Jahren sein Geschäftsmodell umgebaut und auf die weniger schwankungsanfällige Vermögensverwaltung fokussiert. Mit E-Trade und Eaton Vance wurde das Segment stark ausgebaut. Die jüngsten Zahlen geben CEO James Gorman recht. Das zurecht gestutzte Investmentbanking scheint so effizient und zielgerichtet zu sein, das Morgan Stanley den seit einem Jahr laufenden Boom im Handel dennoch teilweise anführte.
Seit Empfehlung des AKTIONÄR Ende April letzten Jahres hat die Aktie fast 140 Prozent zugelegt. Das 21er-KGV von 13 liegt zwar etwas über dem Schnitt der Peers, aber die hohe Profitabilität mit einer erwarteten Eigenkapitalrendite von 13 Prozent rechtfertigt einen Aufschlag. Zumal sich Morgan Stanley strategisch intelligent aufgestellt hat und attraktive Geschäftsfelder verstärkt bespielt.
Wer noch nicht investiert ist, sollte allerdings den Bruch des Widerstandes bei 93,80 Dollar abwarten, der kurz unter dem Allzeithoch verläuft. Alle anderen lassen ihre Gewinne laufen und sichern diese mit einem Stopp bei 62,00 Euro ab. Schon im laufenden Quartal wird die Dividende zudem auf 0,70 Dollar verdoppelt, was einer Rendite von über zwei Prozent entspricht.
Mit Material von dpa-AFX.