Die Großbank Morgan Stanley hat gerade erst die Übernahme des Online-Brokers E-Trade abgeschlossen, da wird schon die nächste Akquisition bekannt gegeben. Für sieben Milliarden Dollar soll der Fondsanbieter Eaton Vance gekauft werden. Damit würde Morgan-Stanley-Chef James Gorman seinen Kurs fortsetzen. Der Erfolg gibt ihm recht.
Nach der Finanzkrise hat Morgan Stanley bewusst das Investmentbanking heruntergefahren, um sich weniger volatileren Geschäftsfeldern, vor allem der Vermögensverwaltung, zuzuwenden. Im Gegensatz zu den Erlösen bei reinen Investmentbanken führte das zu einer stabileren Geschäftsentwicklung. Doch ausgerechnet in der Corona-Pandemie läuft es im Handelsgeschäft wieder wie geschmiert.
Morgan Stanley schaffte im zweiten Quartal im Handel mit festverzinslichen Papieren, Währungen und Rohstoffen ein Plus von 168 Prozent und war damit am erfolgreichsten in der Peergroup. Doch James Gorman plant bereits für die Zeit nach Corona, wenn die Volatilität und damit die Erträge im Investmentbanking wieder sinken.
Deshalb macht die Übernahme von Eaton Vance durchaus Sinn. Der Kaufpreis entspricht einem Aufschlag von 38 Prozent. Morgan Stanley hatte nach der Finanzkrise etappenweise Smith Barney von der Citigroup übernommen und wurde damit zum größten US-Wertpapierbroker für Privatkunden – und nach Angaben von Gorman der größte Vertreiber von Eaton-Vance-Fonds. Diese verwalteten mehr als 500 Milliarden Dollar.
Insgesamt wird Morgan Stanley nach Abschluss der Akquisition damit rund 1,2 Billionen Dollar für Pensionsfonds, Versicherer und andere Kunden managen. Eaton Vance gilt als eine der wenigen traditionellen Fondsgesellschaften mit starkem Wachstumspotenzial, da die auf nachhaltige Anlagen (ESG) spezialisierten Sparten Zuflüsse verbuchten. ESG ist einer der nächsten Zukunftstrends.
Die Aktie von Morgan Stanley zählt dieses Jahr zu den Überfliegern im Finanzbereich. Seit AKTIONÄR-Empfehlung im April hat das Papier inklusive Dividenden fast 30 Prozent zugelegt. Neue Impulse werden die Quartalszahlen am kommenden Donnerstag (15. Oktober) liefern. Analysten erwarten im Schnitt, dass der Gewinn je Aktie mit 1,21 Dollar in etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals liegt. Allerdings sind positive Überraschungen nicht auszuschließen.
Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 38,00 Euro. Rückenwind kommt zudem vom Sprung über die 200-Tage-Linie bei 41,38 Euro, was ein Kaufsignal ausgelöst hat.