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HelloFresh: Aktie seit Börsengang verfünffacht - die Hintergründe der Rekordjagd

HelloFresh: Aktie seit Börsengang verfünffacht - die Hintergründe der Rekordjagd
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Michael Schröder 02.07.2020 Michael Schröder

HelloFresh gehört zu den Gewinnern der Coronakrise. Die Nachfrage bei dem Kochboxen-Lieferdienst hat in den letzten Monaten spürbar zugelegt. Der Vorstand der Berliner will mit organischem Wachstum, Übernahmen und der voranschreitenden Internationalisierung auch in Zukunft weiter wachsen. Die Aktie befindet sich auf Rekordfahrt. DER AKTIONÄR mit Hintergründeb und Zielen.

Die zur Eindämmung der Corona-Pandemie erlassenen Maßnahmen wie die Schließung von Restaurants oder Geschäften sowie die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen haben weltweit zahlreiche Firmen schwer beeinträchtigt. Lieferdienste wie HelloFresh profitieren dagegen. Die Gesellschaft liefert nicht nur Nahrungsmittel, sondern vereinfacht mit den entsprechenden Rezepten den Leuten auch die Zubereitung und sorgt so auch für Abwechslung. Auf der wegen der Krise erstmals virtuell stattfindenden Hauptversammlung sagte Vorstand Dominik Richter, dass vor allem Bestandskunden häufiger und mehr bestellt hätten.

Das zeigt sich auch in den Zahlen: Im ersten Quartal - in dem sich die Pandemie in Europa oder Nordamerika erst im Verlauf des März niederschlug - konnte HelloFresh die Zahl der aktiven Kunden im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Drittel auf 4,2 Millionen steigern. Die Zahl der versendeten Mahlzeiten wuchs noch etwas stärker auf gut 111 Millionen. Der Umsatz stieg um zwei Drittel Prozent auf 699 Millionen Euro, vor allem dank des US-Geschäfts, dem größeren der beiden Sparten des Unternehmens.

Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) erreichte 63 Millionen Euro – im Vorjahr hatte das Unternehmen noch rote Zahlen geschrieben. Auch unter dem Strich reichte es zwischen Januar und März für einen Nettogewinn. Das starke Geschäft vom Jahresanfang setzte sich dabei nach Aussagen des Managements vom Mai auch im zweiten Quartal fort, Umsatzwachstum und Profitabilität lägen noch einmal höher als in den ersten drei Monaten.

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Aufgrund dessen traut sich der Vorstand auch für das Gesamtjahr 2020 mehr zu: Statt eines Umsatzwachstums von 22 bis 27 Prozent will HelloFresh nun zwischen 40 und 55 Prozent mehr Erlöse erwirtschaften. Auch bei der erwarteten bereinigten EBITDA-Marge geht die Gesellschaft statt von bisher 4 bis 5,5 Prozent nun von einem Wert zwischen 6,0 und 10,0 Prozent aus. Da bereits das erste Quartal mit einer Marge von 9,0 Prozent aufwartete, geht der Vorstand eher von einem Abflauen des aktuellen Rückenwinds aus.

Neben dem Einfluss der Corona-Pandemie hätten laut Vorstand jedoch auch andere Effekte zur guten Bilanz beigetragen. Konzernchef Richter verwies während der Hauptversammlung jüngst auf die Logistik-Infrastruktur, hier sei man den Mitbewerbern im Markt für Kochboxen einen Schritt voraus. Finanzchef Christian Gärtner fügte hinzu, die verbesserte Gewinnmarge sei unter anderem auf gesunkene Marketingausgaben zurückzuführen. Er sehe zudem noch keine direkten Auswirkungen der weltweiten Rezession auf das Geschäft, das Unternehmen sei aber vorbereitet.

Tatsächlich musste HelloFresh laut Richter seine Kundenakquise sogar zurückfahren, nachdem das starke Wachstum zu einer drohenden Vollauslastung der Produktion geführt habe. Zuvor hatte der Unternehmenschef noch darauf hingewiesen, dass das Unternehmen seine Geschäftsprozesse auf Just-in-Time-Produktion ausgelegt habe und daher wenig Lagerhaltung betreibe. Bis zum Jahresende sollen jedoch 70 Millionen Euro in den weiteren Kapazitätsausbau investiert werden.

Auch sonst will das Unternehmen weiter wachsen, erst Anfang Mai hatte HelloFresh sich zu diesem Zweck über eine Wandelanleihe mit 175 Millionen Euro an frischem Kapital eingedeckt. Übernahmen sind dabei laut Richter nicht Kern der Wachstumsstrategie, wenngleich er Zukäufe bei attraktiven Bedingungen auch nicht ausschloss.

Mit den Übernahmen von Chef’s Plate in Kanada sowie Green Chef auf dem größten Markt – den USA – hat die Gesellschaft gezeigt, dass man Firmen gut integrieren kann. Trotz des rasanten Wachstums zum Jahresstart wollen die Berliner an ihrer Internationalisierungsstrategie festhalten. Bisher wurde ein Land pro Jahr neu erschlossen. In diesem Jahr war es Dänemark, womit HelloFresh inzwischen in 14 Ländern aktiv ist.

Die Aktien kennen seit Anfang Februar 2019 eigentlich nur den Weg von Rekordhoch zu Rekordhoch. Selbst der Corona-Knick fällt kaum auf. Seit Jahresbeginn hat die Aktie fast 170 Prozent an Wert gewonnen und stieg am Mittwoch erstmals über die Marke von 50 Euro. Betrachtet man das Wachstum seit dem Beginn des vergangenen Jahres, wird noch klarer, welch steilen Aufstieg die Papiere des noch jungen Unternehmens hinter sich haben. Seit Ende 2018 beläuft sich der Zuwachs auf mehr als 700 Prozent. Seit August liegt der Kurs auch dauerhaft über der langfristigen 200-Tage-Trendlinie. Daran hat auch eine weltweite Rezession infolge der globalen Pandemie bisher nichts geändert.

HelloFresh (WKN: A16140)

Die Aktie rennt von einem Rekordhoch zum nächsten. Der Börsenwert liegt inzwischen bei mehr als acht Milliarden Euro. Seit dem Börsengang im Oktober 2017, als die Aktien zum Preis von 10,25 Euro je Stück ausgegeben worden waren, hat sich der Kurs inzwischen fast verfünffacht. Wer am Tiefpunkt der einzigen längeren Verlustphase im Dezember 2018 mutig zugegriffen hat, konnte seinen Einsatz fast verneunfachen. Im AKTIONÄR-Depot notiert die Aktie rund 60 Prozent im Plus. Mit seiner Trading-Position im Real-Depot liegt DER AKTIONÄR bereits über 140 Prozent im Plus, setzt nach ersten Teilverkäufen mit den restlichen Stücken vorerst auf auf eine Trendfortsetzung.

Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im „AKTIONÄR Depot“ und im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.


(Mit Material von dpa-AFX)

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