Für AMD-Prozessoren läuft es in diesem Sommer einwandfrei. Die GPUs sind dank Kryptomining gefragt. Die CPUs verkaufen sich im Online-Shop von Mindfactory besser als die Chips des Konkurrenten Intel. Und einige große chinesische Tech-Konzerne könnten in ihren Servern auf Epyc-Prozessoren setzen. Alle Zeichen stehen auf Turnaround.
Lange Zeit spielten die Prozessoren von AMD die zweite Geige – keiner wollte die Chips verbauen oder kaufen. Sie galten als zu warm, zu langsam, zu fehleranfällig – die Hersteller Intel und Nvidia waren schlichtweg besser. Doch im zweiten Quartal 2017 waren plötzlich AMD-Grafikkarten der 500-Serie ausverkauft. Die GPUs wurden vom Kryptomining-Hype erfasst.
Doch nicht nur die Grafikchips finden aktuell reißenden Absatz. Aktuellen Zahlen zufolge verkaufen sich auch die CPUs gut. Eine Auflistung der Verkaufserlöse der Shopping-Seite Mindfactory zeigt, dass AMD den Konkurrenten Intel im August überholt hat. Beeindruckend sind die Erlöse mit dem Threadripper 1950X, der neuen CPU im High-End-Segment, denn hier winken für AMD die höchsten Margen.
Sicherlich lassen die Zahlen nur eines Einzelhändlers keine generelle Aussage über den Verkaufserfolg der Ryzen-Familie zu. Insbesondere weil der wichtige OEM-Markt bei diesen Zahlen ausgeklammert wird. Zu beobachten ist jedoch, dass viele Notebook- und PC-Hersteller, die den Hauptumsatz der Prozessoren beisteuern, damit angefangen haben, die neuen AMD-Prozessoren zu verbauen.
Sollte es AMD tatsächlich gelingen, dem großen Konkurrenten im CPU-Markt deutlich Marktanteile abzuluchsen, wäre das ein Riesenerfolg für Big Red. Ein Meisterstück wäre es jedoch, wenn dies auch in der Serversparte gelingt. 2016 hielt Intel im Bereich der x86 Server unangefochtene 99 Prozent der Marktanteile. Der Server-Markt ist dabei Intels lukrativstes Segment – ein Grund für die wesentlich höheren operativen Margen von rund 38 Prozent im Vergleich zu AMDs fünf Prozent.
Um die Marktanteile und Margen zu verbessern, schloss AMD mit den chinesischen Tech-Konzernen Tencent, JD.com, Lenovo und Sugon eine wichtige Kooperation. Ziel ist es, Wege zu finden, wie sich in Server am besten Epyc-Chips einbauen lassen. Damit ist der erste Schritt in Richtung der Vereinbarung tatsächlicher Verträge gemacht.
Die Voraussetzungen für den Turnaround hat AMD mit der Entwicklung von Ryzen, Vega und Epyc bereits gelegt. Die Marketing-Maschinerie läuft auf Hochtouren. Geschafft ist der Turnaround jedoch erst, wenn die Kunden tatsächlich zu den neuen Chips greifen – erst dann werden Umsatzzuwächse verzeichnet. Sollten OEMs und Data-Center vermehrt AMD-Chips verkaufen gibt es kein Halten mehr. Das Kursziel dieses extremen Bullen-Szenarios liegt noch weit über dem Ziel des AKTIONÄRs von 18 Euro.