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14.06.2019 Florian Söllner

Grün gewinnt: Rezo-Kick für JinkoSolar, Nordex und Enphase

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Nordex

Armageddon! Ein Hauch von Weltuntergang in Berlin: Im Mai 2019 hat sich das politische Klima so gravierend verändert, dass die Stimmen für die CDU und SPD erdbe- benartig eingebrochen sind – und die Grünen orkanartigen Rückenwind erfahren haben. Vor allem junge Menschen wählten die Partei. Bei den Wählern bis 24 Jahre holte sie 34 Prozent. Nun ziehen auch die Altparteien Klima-Programme aus den Schubladen – was am Ende den grünen Aktien hilft.

Der Grünen-Hype in Deutschland hat einen ernsten Grund: die Realität, die niemand mehr leugnen kann. Zuletzt war es auf der Erde vor 120.000 Jahren so warm wie jetzt – die Menschheit hat niemals so geschwitzt wie heute. Und das ist laut der Mehrheit der Wissenschaftler kein Zufall: „Der Mensch ist an der Erderwärmung schuld.“ Denn inzwischen ist die CO2-Konzentration in unserer Luft höher als jemals seit mindestens drei Millionen Jahren.

Ursache ist das Verbrennen von Öl, Gas oder Kohle und damit die Freisetzung des dort gespeicherten Kohlenstoffdioxids (CO2). Auch Youtuber Rezo fliegt schon einmal mit dem Flieger um die halbe Welt, um Urlaub auf den Malediven zu machen. Doch sein Aufruf, umzusteuern, bewegt die Nation: „Noch haben wir die Macht, es zu ändern“, so Rezo im Europawahlkampf.

Die Lösung der Grünen: „Bis 2030 müssen 45 Prozent von Europas Energie, die wir beim Strom, bei der Wärme und der Mobilität verbrauchen, erneuerbar sein, und bis 2050 müssen es 100 Prozent sein.“ Noch sind sie nicht an der Macht – doch auch die Regierung denkt um. So fordern etwa erste CDU-Ministerpräsidenten mehr Tempo beim Klimaschutz – Solaranlagen an Gebäuden sollen wieder mehr gefördert werden. Die CDU-Vorsitzenden von Niedersachsen und Baden-Württemberg, Althusmann und Strobl, wollen sogar „Flugtaxis“ bis 2025 fliegen sehen. Angela Merkel am Dienstag: „Kein Pillepalle mehr“ in der Klimapolitik, es solle zu „disruptiven“ Veränderungen führende Beschlüsse geben.

Umdenken: Jetzt!

Umdenken bei der Depotgewichtung sollten nun auch Aktionäre. Vieles spricht dafür, dass die grüne Welle auf die Börse überschwappt. Das hat politische, psychologische und auch handfeste operative Gründe. Denn die Solarbranche braucht nicht auf neue Gesetze zu warten – der Boom ist bereits zurück. 2018 wurden in Deutschland 69 Prozent mehr Anlagen als 2017 verbaut – womit im Vorjahr mehr als 28 Millionen Tonnen des Klimagases CO2 beziehungsweise Brennstoffkosten von einer Milliarde Euro eingespart wurden.

Das geschieht nicht aus Klima- und Imagegründen – sondern, weil es sich lohnt. Da aufgrund der Massenfertigung in China etwa Module nur noch die Hälfte wie 2016 kosten, wird in sonnenreichen Ländern mittlerweile Solarstrom für 0,03 Euro pro kWh produziert. Selbst deutsche Freiflächenanlagen speisen zu 0,05 Euro profitabel ein, da die heimische Industrie für ihren Strom das Doppelte bezahlt.

Der Aufschwung kommt jetzt auch bei Deutschlands letzter relevanter, börsennotierter Solarfirma SMA Solar an. Nachdem 2018 wegen des Preisdrucks durch chinesische Anbieter und Knappheit an Bauteilen noch schwach war, sagt jetzt CEO Jürgen Reinert: „Die Marktlage hat sich deutlich verbessert. Seit Ende März ist unser produktbezogener Auftragsbestand noch einmal um 80 Prozent auf über 420 Millionen Euro gestiegen.“

Ein Beispiel: SMA hat im Südpazifik für ein von Marlon Brando erbautes Luxus-Hotel-Resort jüngst ein Solar- und Batteriespeichersystem mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt installiert.

Vereinzelt gibt es noch Wolken am Himmel wie etwa das drohende Auslaufen der Förderung von Haus-Solaranlagen in Deutschland. Doch hier hilft der grüne Hype entscheidend: Die Mehrheit der Bevölkerung will Umfragen zufolge Solar mehr fördern. Denn der Bundesverband der Solarwirtschaft rechnet vor: Zur Umsetzung der Klimaziele für das Jahr 2030 müssten jährlich mindestens 10 Gigawatt Photovoltaik alleine in Deutschland installiert werden – was eine Verdreifachung des Jahreszubaus bedeuten würde. Noch liegt die SMA-Aktie unten – das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1 ist attraktiv. Doch mit dem neuen Rückenwind ist der Turn-around und Sprung in die Gewinnzone so leicht wie lange nicht.

Enphase: Der Highflyer!

Der US-Wechselrichterhersteller Enphase macht es SMA vor: Dank einer überraschend starken Steigerung der Profitabilität wird mittlerweile der 3-fache Jahresumsatz für die Altempfehlung gezahlt. Auch das KGV von 37 ist kein Hinweis mehr auf ein Schnäppchen – wird sich jedoch 2020 auf 21 verringern. Denn was die Anleger begeistert: Die Microwechselrichter werden Enphase aus den Händen gerissen: Alleine im ersten Quartal wurden eine Million davon ausgeliefert – was ein 43 prozentiges Umsatzwachstum und einen Anstieg der Bruttomarge von 31 auf 34 Prozent ermöglichte. Auch für die Überwachung von Solar-Batteriespeichern liefert Enphase neue Lösungen. Die Nachfrage steigt stark, da die Preise für Lithium-Ionen-Akkus seit 2011 um 80 Prozent gefallen sind. Für zusätzliche Wachstumsimpulse sorgt, dass Modulbauer Panasonic seit Ende März in einigen Modulen Enphase-Microwechselrichter vorinstalliert.

Ganz klar: Enphase hat die richtigen Produkte zum richtigen Zeitpunkt im Markt – solange der Chart- und Grün-Trend intakt ist, heißt es hier: Gewinne laufen lassen. Neueinsteiger sollten schrittweise einsteigen.

SolarEdge: Solar und Elektroauto

Einen Tick günstiger und weniger überkauft ist SolarEdge. Batterie, Solar, Smart Home und Elektroauto werden mit einem Inverter gemanagt. Neu im Portfolio: Solarbatterien. Da SolarEdge-Inverter besonders gern mit Tesla-Powerwall-Produkten kombiniert werden, besitzt man bereits entsprechende Erfahrungswerte.

Bereits im ersten Quartal stiegen der Umsatz um 30 Prozent auf 272 Millionen Dollar – und gegenüber dem Vorquartal nahm auch die Bruttomarge wieder von 31 auf 33 Prozent zu.

JinkoSolar: Der Klassiker

Ein Chart-Comeback feiert derzeit auch JinkoSolar. Die Größe ist beeindruckend: Der Modulhersteller hat in fünf Jahren seine Produktionskapazität mehr als verfünffacht. Und endlich sind diese wieder ausgelastet. 2019 will man um 32 Prozent wachsen und 15 Gigawatt absetzen. Schwierig ist es aufgrund der großen Konkurrenz im Modulbereich, auskömmliche Margen zu erzielen. Doch die jüngste News hilft dabei: Man hat mit 25 Prozent Wirkungsrad seiner Module gerade den Weltrekord gebrochen. JinkoSolar ist aufgrund relativ hoher Schulden der riskanteste Solarwert, doch Zocker können mit engem Stopp auf eine anhaltende Margenerholung wetten.

Nordex: Frischer Wind

Auch die Windkraft erlebt gerade ihr Comeback. 2018 steigen die Auftragseingänge von Nordex um bemerkenswerte 73 Prozent. Und CEO José Luis Blanco sagte bereits gegenüber dem AKTIONÄR: „Dieser Trend (...) setzt sich mit Beginn dieses Jahres deutlicher fort.“ Treiber ist hier derzeit nicht der deutsche, sondern verstärkt der internationale Markt. Erst vor wenigen Tagen hat sich ein Windparkerrichter in den USA für Turbinen von Nordex entschieden.

Nach der Abkühlung im Chart bleibt die mit einem KUV von unter 0,5 und auf Break-even-Kurs befindliche Windaktie kaufenswert.

Wasserstoff: Die Lösung

Werden die Träume eines Strommixes von 100 Prozent grüner Energie wie Solar und Wind wahr, gibt es ein Luxusproblem: Rund ein Drittel des Stroms ist wegen sonnen- und windreicher Tage Überschuss. Die Lösung: Aus diesem Strom wird grüner Wasserstoff zum Betrieb von Brennstoffzellenanwendungen produziert. Verkehrsminister Scheuer hat nun schon einmal ein milliardenschweres Förderprogramm für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie vorgeschlagen. Die Industrie wartet nicht darauf, sie ist schon aktiv. Die Deutsche Post hat jüngst im ersten Schritt 100 ihrer knapp 70.000 DHL-Transporter mit einer Brennstoffzelle ausgerüstet, da diese Wagen unterm Strich bereits so günstig zu betreiben sind wie Diesel-Vans. Lieferant der Brennstoffzelle ist der aktionär-Hot-Stock der Woche aus Ausgabe 21/2019 Plug Power. Weitere positive News dürften folgen. Riskant, da teuer, doch starke Positionierung und Charttechnik!

Zeit, umzuschichten!

Zeit, umzudenken und im Portfolio umzuschichten. Besonders riskant: JinkoSolar und PlugPower. Hohe Volatilität bei Nordex und Enphase. Konservativer: SolarEdge und SMA Solar. Egal für welche Titel Sie sich entscheiden: Klar ist, der politische Wind dreht, die Sonne ist zurück. Mindestens ein Schuss grüne Farbe gehört inmitten des Klima-Hypes in jedes Depot.

(Dieser Artikel ist in Ausgabe 24/2019 erschienen und wurde aktualisiert)

Im grünen Depot 2030 des AKTIONÄR Hot Stock Report sind folgende Aktien enthalten: Nordex, Plug Power, SolarEdge. JinkoSolar liegt seit Empfehlung im März 80 Prozent vorne.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
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Jinkosolar - €

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