Leasingspezialist Grenke ist ins Fadenkreuz des britischen Finanzinvestors und Leerverkäufers Fraser Perring geraten. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zwar als unbegründet zurück. Die Aktie ging dennoch auf Talfahrt und konnte sich bisher noch nicht nachhaltig von dem Kursrutsch erholen.
Die Anschuldigungen von Perring und seiner Firma Viceroy Research reichen von angeblichem Betrug über Bilanzfälschung bis zur Geldwäsche. Das Ganze wurde garniert mit Kritik am Geschäftsmodell und der Unternehmensführung.
Firmengründer Wolfgang Grenke und die Grenke-Vorstandschefin Antje Leminsky wiesen die Vorwürfe Punkt für Punkt zurück. In Bezug auf das Geschäftsmodell, seine Liquiditätslage, Sachverstand der Verantwortlichen und frühere Fälle von systematischem Betrug („Viewble Media“) präsentierte das Unternehmen plausible Erklärungen. Zuletzt wurden auf der eigens zur Shortattacke von Grenke angelegten Internetseite zudem die Kontoauszüge der Bundesbank veröffentlicht, die belegen sollen, dass – anders als von Viceroy behauptet – ein substanzieller Anteil von den im Halbjahresfinanzbericht 2020 ausgewiesenen liquiden Mitteln tatsächlich existiert.
Aus Compliance-Sicht blieben Fragen offen. Hier braucht es noch mehr Klarheit. Letzte Zweifel soll ein Sondergutachten aus der Welt schaffen. Dazu sei die Gesellschaft Warth & Klein Grant Thornton mandatiert worden, teilte Grenke in der vergangenen Woche mit. Mit rund 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an zehn deutschen Standorten unterstützt die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge die Mandanten dabei, ihre Ziele zu erreichen. Um dabei Interessenskonflikte zu vermeiden, will Wolfgang Grenke sämtliche Aufsichtsratsmandate ruhen lassen.
BaFin ermittelt
Im Laufe des Vormittags wurde bekannt, dass die weltweit tätige Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars heute im Auftrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Untersuchung aufgenommen hat. Grenke sichert der BaFin umfassende Kooperation bei Sonderprüfung zu. „Wir haben von Anfang an volle Transparenz und selbstverständlich umfassende Kooperation mit den Aufsichtsbehörden zugesagt“, so Grenke Vorstandschefin Antje Leminsky. „Es ist im Interesse der Grenke AG, ihrer Mitarbeiter, Geschäftspartner und Investoren, dass die im Raum stehenden, haltlosen Anschuldigungen rasch aus der Welt geschafft werden. Dazu wird auch diese Untersuchung beitragen."
Die Aktie notiert über 40 Prozent unter dem Niveau von vor der Short-Attacke vor zwei Wochen. Die Aktie stand aber vor der Short-Attacke nicht auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR und sie steht auch nach dem Kurseinbruch nicht darauf.