Der Goldpreis präsentiert sich im Vorfeld des Zinsentscheids der US-Notenbank erstaunlich fest. Doch Volatilität dürfte enorm ansteigen, wenn Jerome Powell die Zinsentscheidung verkündet. Aber es gibt noch andere Schauplätze für Gold. Matthew Piepenburg, Commercial Director bei Matterhorn Asset Management sieht den den Moscow World Standard als Alternative zur London Bullion Market Association (LBMA).
Russland schlägt einen eigenen internationalen Standard für Edelmetalle vor, nachdem russisches Gold von der London Bullion Market Association (LBMA) verboten wurde. Das Finanzministerium des Landes erklärte, es sei "entscheidend", den neuen Moskauer Weltstandard (MWS) zu schaffen, um „das Funktionieren der Edelmetallindustrie zu normalisieren“ und eine Alternative zur LBMA zu schaffen. „Putin weiß, wie jeder andere auch, dass die LBMA ein offener Witz ist“, sagte Piepenburg gegenüber dem Internetportal kitco.com. „Es handelt sich um einen legalisierten Einsatz von Druckmitteln, um den Goldpreis künstlich zu drücken.“
Piepenburg verwies darauf, dass die LBMA-Banken „Tausende und Abertausende von gehebelten Kontrakten auf der Short-Seite haben, während der größte Teil des Marktes auf der Long-Seite ist“, und somit auf eine „künstliche, legalisierte Weise“ den Goldpreis unterdrücken.
Im Zuge eines Währungsresets könnte Russland eine Reservewährung einführen, die durch einen Korb von Rohstoffen, darunter Gold, gedeckt ist. „Russland und der Osten mögen Dinge wie Dünger, Gold und Sachwerte“, sagte Piepenburg. Auf der westlichen Seite der Währungsumstellung unterstütze der Internationale Währungsfonds (IWF) Länder bei der Entwicklung von Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs), programmierbaren Token, die von der Zentralbank eines Landes ausgegeben werden. Piepenburg behauptet, dass der IWF sicherstellen würde, dass CBDCs mit Gold unterlegt sind.
Piepenburg wies darauf hin, dass die USA ein "Schuldenproblem" haben, mit einer Schuldenquote von 123 Prozent des BIP. „Der Westen und die USA haben es geliebt, seit 1971, als Nixon den globalen Goldstandard aufhob, keinen Goldwächter zu haben“, sagte er. „Das war eine Möglichkeit, eine ungehinderte Euphorie mit dem US-Dollar zu haben.“ Piepenburg bezeichnete den US-Dollar als "Mausklick-Geld" und behauptete, dass ein westlicher Währungs-Reset notwendig sei, wenn "selbst der durchschnittlichste Investor das Vertrauen in die Optik der Zentralbanken und in doppelzüngige Ausreden verloren hat."
Dass der Londoner Goldmarkt mit den gehebelten Produkten, bei denen praktisch nie physisches Gold geliefert wird, vielen Goldanlegern ein Dorn im Auge ist, ist verständlich. Der Goldpreis erscheint hier immer sehr – vorsichtig ausgedrückt – künstlich. Ob nun allerdings ein Goldhandel in Russland die Alternative ist, darf angesichts der aktuellen politischen Situation doch bezweifelt werden.