Nach fast dreiwöchiger Erholung vom Jahrestief ist die Aktie von Zalando am Mittwoch wieder massiv unter Druck geraten. Der Onlinehändler verliert am Mittag über sechs Prozent, nachdem es zwischenzeitlich um 8,5 Prozent abwärtsgegangen war. Bernstein-Analyst William Woods fällt ein hartes Urteil über Zalando.
Woods bezeichnet Zalando in seiner Studie als "anachronistisch" (aus der Zeit gefallen). "Die Aggregatoren im Modehandel sind auch nur moderne Kaufhäuser, und Kaufhäuser sind tot", so Woods. Aggregatoren kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: bündeln – in Zalandos Fall: bündeln von Geschäften kleinerer Händler.
Woods sieht aber die eigentliche Bindung der Verbraucher zur Marke selbst, nicht zu den Verkaufsplattformen. Und die großen Marken hätten im Onlinehandel aufgeholt – zum Nachteil der Preise auf den Plattformen.
Der Analyst glaubt nicht, dass Zalando die selbst gesteckten langfristigen Ziele erreichen wird. Für die kommenden fünf Jahre bleibt er deutlich unter den Markterwartungen. Bei den Ergebnissen für 2023 und 2024 ist er bis zu 20 Prozent zurückhaltender. Die Bewertung der Aktie findet Woods zudem sehr hoch.
Obwohl Zalando derzeit keine laufende Empfehlung ist, sieht DER AKTIONÄR die Zukunft des Onlinemodeversenders bei Weitem nicht so schwarz. Vielen Kunden ist es schlichtweg zu aufwendig, in den Shops der Hersteller Kleidung zu suchen – sie bevorzugen das gebündelte Konzept. Zalando hat aber noch einige Hausaufgaben zu machen: Das Unternehmen muss besser vorankommen bei der virtuellen Umkleidekabine, um so die Retourenquote zu senken. Ein Gamechanger wäre, wenn Zalando mithilfe der KI eine Modeberatungsfunktion anbieten würde. Am besten eine Funktion, die die Wünsche der Kunden speichert und so beim nächsten Besuch der Website schnell passende Outfitvorschläge parat hat.