Gerry Weber macht Tabula rasa, entlässt Hunderte Angestellte, macht Filialen dicht. Der in Schieflage geratene Modehändler aus Ostwestfalen hofft so die Finanzierung des Geschäftsbetriebs bis in das Jahr 2020 hinein zu sichern. An der Börse schlägt die Meldung ein wie eine Bombe – weckt neue Hoffnungen und löst einen Kurssprung im zweistelligen Prozentbereich aus.
Kurz vor dem Wochenende sorgt der in Schieflage geratene Modehändler Gerry Weber mit einer Meldung für einen Kurssprung bei seiner Aktie. Der schwer angeschlagene Konzern, dessen Aktie im SDAX gelistet ist, schließt in Deutschland 120 Geschäfte und baut 454 Stellen ab – davon gut 300 in den Filialen und den Rest in der Verwaltung. Eine entsprechende Einigung mit den Arbeitnehmervertretern sei unterzeichnet worden, teilte das westfälische Unternehmen am Freitag mit. Die Maßnahmen würden "umgehend umgesetzt", hieß es. Die Neupositionierung werde Ende 2021 abgeschlossen sein.
Die betroffenen Beschäftigten sollen über Sozialpläne Abfindungen und Transferangebote erhalten. Im laufenden Geschäftsjahr entfallen für alle Beschäftigten Jahressonderzahlungen und Urlaubsgeld. Die Finanzierung des Geschäftsbetriebs sei bis in das Jahr 2020 hinein gesichert, betonte das Unternehmen. Europaweit bleibe es bei den Plänen, insgesamt 180 Läden mit der entsprechenden Zahl von Mitarbeitern zu schließen.
Gerry Weber spüre schon jetzt Rückenwind im Markt durch die bereits ergriffenen Maßnahmen zur Neupositionierung, sagte Vorstandschef Johannes Ehling. "Die Effekte aus den leider unverzichtbaren Sanierungsmaßnahmen werden diesen Rückenwind sicherlich verstärken."
Die Muttergesellschaft Gerry Weber International mit rund 580 Mitarbeitern hatte im Januar beim Amtsgericht Bielefeld Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt – mit dem erklärten Ziel, das Unternehmen zu sanieren. Betroffen von dem Insolvenzantrag war zunächst nur die Muttergesellschaft mit den Marken Taifun und Samoon. Für die 100-prozentige Tochter Gerry Weber Retail werde die Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für Anfang Mai 2019 erwartet, teilte das Unternehmen mit.
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Ein Beitrag von Leon Müller, Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)
Mit Material von dpa-AFX
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