Geely, der chinesische Automobilhersteller und zehntgrößte Automobilproduzent der Welt, erwägt jüngsten Berichten zufolge eine lokale Produktion in Europa. Das Unternehmen prüft derzeit Standorte für ein neues Werk in der Region. „Es ist noch nicht 100 Prozent sicher. Wir haben viele Möglichkeiten“, erklärte Li Chuanhai, Vizepräsident der Geely Auto Group.
Aktuell führt der Konzern Gespräche mit der polnischen Regierung über die Errichtung einer Fabrik für Elektroautos. Der Bau eines Werks in Europa würde es Geely ermöglichen, die Zölle der Europäischen Kommission auf in China hergestellte E-Auto-Importe zu umgehen. Geely, BYD und SAIC waren die ersten drei Autobauer aus China, die von der EU-Kommission wegen hoher staatlicher Subventionen mit einem zusätzlichen Zoll belegt wurden.
Geely ist in Europa bereits durch Marken wie Volvo, Polestar, Lotus und die London Taxi Company (LEVC) bekannt. Der Konzern drängt zudem mit neuen Marken wie Lynk & Co und Zeekr in den europäischen Markt. Während Volvo bereits in Europa produziert, könnte künftig auch die Schwestermarke Polestar die Kapazitäten der Volvo-Werke hier nutzen. Ansonsten findet die Produktion von Geely hauptsächlich in China und mittlerweile auch in den USA statt.
Eine weitere Strategie, um die Auswirkungen der drohenden EU-Zölle zu minimieren, könnte darin bestehen, die Produktionskapazitäten von Partnern in Europa zu nutzen. „Wir haben viele Partner in Europa und schauen uns die Möglichkeiten mit Blick auf bestehende Kapazitäten an“, sagte Victor Yang, Vice President der Geely Group, auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Frankfurter Messe Automechanika. Vor allem Werke von Volvo und Renault gelten als mögliche Optionen für Geely.
Aus charttechnischer Sicht konnte die Geely-Aktie zuletzt den GD200 bei 8,62 Hongkong-Dollar überwinden, ist seitdem aber noch nicht richtig in Fahrt gekommen und notiert seit Anfang des Monats um die 9-Dollar-Marke. Für eine deutliche Aufhellung des Chartbilds ist jedoch zumindest ein Ausbruch über das bisherige Jahreshoch bei 10,76 Dollar erforderlich.
Nachdem kürzlich BYD grünes Licht für den Bau einer Fabrik in der Türkei bekommen hat (DER AKTIONÄR berichtete), will nun auch Geely in Europa Fuß fassen. Die Umgehung von Importzöllen dürfte dabei ein entscheidender Beweggrund sein. Charttechnisch muss sich bei Geely allerdings noch einiges tun, damit sich ein Einstieg lohnt. Anleger bleiben an der Seitenlinie.