Mit "Wir kaufen Dein Auto" ist die Auto1-Gruppe hierzulande in den Medien präsent. Am Mittwoch nun gab das Unternehmen bekannt, noch im ersten Quartal an die Börse gehen zu wollen. Die deutsche Gebrauchtwagen-Handelsplattform Auto1 dürfte die erste Neuemission des Jahres 2021 werden und gleich eine richtig große.
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit Sitz in Berlin will mit der Ausgabe neuer Aktien einen Emissionserlös von brutto rund einer Milliarde Euro erzielen. Zudem wollen sich bestehende Anteilseigner von eigenen Papieren trennen.
Vom übrigbleibenden Nettobetrag sollen circa 750 Millionen Euro in das Wachstum gesteckt werden, der Rest soll voraussichtlich zur Rückzahlung einer bestehenden Wandelanleihe verwendet werden.
Der Börsengang von Auto1 wurde schon länger erwartet. Dabei war zuletzt von einer Bewertung von etwa fünf Milliarden Euro für das Unternehmen die Rede. Es könnten jedoch noch mehr werden. Auto1-Chef Christian Bertermann und sein Finanzchef Markus Boser wollten heute auf einer Telefonkonferenz diese Spekulationen nicht kommentieren. Details um Börsengang wie etwa der angestrebte Preis je Aktie bleiben damit vorerst offen.
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Die 2012 von Bertermann und Aufsichtsratmitglied Hakan Koc gegründete Auto1 Group war in den vergangenen Jahren zügig gewachsen und ist mittlerweile in mehr als 30 Ländern tätig. 2019 verkaufte Auto1 nach eigenen Angaben mehr als 615.000 Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro. Dabei konnte die Firma ihre Erlöse zwischen 2014 und 2019 im Schnitt jährlich nahezu verdoppeln.
Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben unter der Marke "Auto1" inzwischen die größte Großhandelsplattform für Gebrauchtwagen in Europa. Der Gesamtmarkt ist rund 600 Milliarden Euro schwer. Über Auto1 werden Fahrzeuge europaweit über Online-Auktionen an mehr als 60.000 gewerbliche Händler verkauft.
Unter der Marke "Autohero" bietet die Gruppe zudem in neun europäischen Ländern Gebrauchtwagen direkt den Verbrauchern zu Festpreisen an. Drei Viertel des Emissionserlöses sollen in Autohero fließen. Autokäufern hierzulande dürfte die Firma über das stark beworbene Online-Portal "WirKaufenDeinAuto" bekannt sein.
Während der Verkauf von Neufahrzeugen in Europa zuletzt wegen der Corona-Pandemie stockte, agiert Auto1 nach eigener Einschätzung in einem wachsenden Markt: 2019 wurden in Europa laut dem Unternehmen Gebrauchtwagen mit einem Umsatzvolumen von rund 600 Milliarden Euro verkauft, und bis 2025 sei mit einem weiteren Zuwachs in der Europäischen Union von im Schnitt jährlich etwa 5 Prozent zu rechnen.
Dabei setzt Auto1-Chef Bertermann auf den weiter zunehmenden Trend weg vom Offline- hin zum Online-Kauf. Noch sei der Gebrauchtwagenhandel einer der am wenigsten durch das Internet durchdrungenen Märkte, sagte der Manager, doch dies ändere sich derzeit.
Gleichzeitig dürfte Auto1 zugute kommen, dass der europäische Gebrauchtwagenmarkt aktuell noch sehr kleinteilig ist und die nächsten Online-Konkurrenten wie etwa Carvana, Vroom, Shift und Carmax, mit denen sich das Unternehmen laut dem Management vergleicht, aus den USA kommen. Carvana hat zum Beispiel einen Marktwert von fast 50 Milliarden US-Dollar und bietet ebenfalls ein Direct-to-Consumer-Angebot.
Auf dem stark fragmentierten Gebrauchtwagenmarkt werde sich der Wettbewerb daher zugunsten desjenigen Marktteilnehmers auswirken, "der über die stärksten Marken und die beste Plattform verfügt", gibt sich das Unternehmen überzeugt.
2018 hatte sich das Technologieunternehmen Softbank mit knapp einer halben Milliarde an Auto1 beteiligt, ein Vertreter der Japaner sitzt aktuell im Aufsichtsrat. Am Markt wird spekuliert, dass Softbank den Börsengang nutzen könnte, seine Beteiligung zu verringern oder zu verkaufen. Das Unternehmen hatte sich bereits in der Vergangenheit von einigen Investments getrennt, um an Geld zu kommen. (Mit Material von dpa-AFX)
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