Erst der Verzicht auf Sanktionen gegen die Betreiber von Nord Stream 2, dann die Prognoseanhebung für die Gasförderung – es läuft aktuell gut für Gazprom. Das zeigt auch der Aufwärtstrend der Aktie. Jetzt sind im Streit über die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 hochrangige Regierungsvertreter der USA und der Bundesregierung zusammengetroffen.
Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, traf am Mittwoch den außenpolitischen Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Jan Hecker. Bei ihrem Gespräch sei es auch um die Sorge der USA über die Auswirkungen der Pipeline auf die Ukraine und die europäische Energiesicherheit gegangen.
Die US-Regierung hatte im Mai bewusst davon abgesehen, Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft der Pipeline zu verhängen. In einem Bericht des Außenministeriums an den US-Kongress hieß es, der Verzicht auf Strafmaßnahmen gegen die Nord Stream 2 AG sei im "nationalen Interesse". Als Begründung wurde angeführt, dass solche Sanktionen "die US-Beziehungen mit Deutschland, der EU und anderen europäischen Verbündeten und Partnern" negativ beeinflusst hätten. US-Außenminister Antony Blinken hatte aber betont, die USA seien weiter strikt gegen Nord Stream 2.
In der Bundesregierung sorgte der weitgehende Sanktionsverzicht der USA für Erleichterung. Nach dem Schritt der Biden-Regierung wurde ein Entgegenkommen Deutschlands in dem Streit erwartet, der das bilaterale Verhältnis seit Jahren belastet.
Die Pipeline von Russland durch die Ostsee nach Deutschland – ein rund 1200 Kilometer langer Doppelstrang – ist weitgehend fertiggebaut. Sie soll nach Aufnahme des Betriebs 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr von Russland nach Deutschland befördern.
Die Chancen, dass Nord Stream 2 fertiggestellt wird, stehen weiterhin gut. Dennoch drohen diesbezüglich weiterhin Störfeuer aus diversen Richtungen. Politisch bedingt bleibt die Gazprom-Aktie also ein heißes Eisen. Daher sind die sehr günstig bewerteten Anteile nach wie vor nur für mutige Anleger geeignet. Diese sollten ihre Position unverändert mit einem Stoppkurs bei 4,20 Euro absichern.
Mit Material von dpaAFX.