Hiobsbotschaft für die Verbraucher: Die Erdgasverträge erreichten am Dienstag in Europa neue Höchststände, da die steigenden Preise den Energiesektor der Region vor der Winterperiode weiter unter Druck setzen. November-Kontrakte am niederländischen TTF-Hub - einer europäischen Benchmark für Erdgas - wurden kurz nach Mittag in London mit rund 118 Euro pro Megawattstunde (MWH) gehandelt. Der Frontmonatskontrakt stieg an diesem Tag um fast 19 Prozent und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Seit Jahresbeginn ist er um fast 400 Prozent gestiegen.
Im Vereinigten Königreich, das besonders stark von den steigenden Großhandelspreisen für Erdgas betroffen ist, stiegen die Preise für November am Dienstag um 14 Prozent auf 2,79 Pfund pro Therm. Gleichzeitig stieg der britische Großhandelspreis für Gas zur sofortigen Lieferung um 23 Prozent auf 2,50 £ pro Therm, meldet der Sender CNBC.
Die steigenden Großhandelspreise sind zum Teil auf einen Nachfrageschub, insbesondere aus Asien, zurückzuführen, da die Volkswirtschaften die durch den Covid-19 verursachte Verknappung überwunden haben. Ein kalter europäischer Winter und ein kaltes Frühjahr bedeuteten auch, dass die Vorräte im Sommer bereits stark erschöpft waren.
In der Zwischenzeit haben eine sinkende inländische Produktion, ungünstige Witterungsbedingungen in den USA und wichtige Wartungsarbeiten zu einem angespannten Gasmarkt geführt und die Wiederauffüllung der Gasvorräte vor dem kommenden Winter in der gesamten Region erschwert.
Im Zuge der Gaspreiskrise sind mehrere britische Energieversorger zusammengebrochen. Allein im September haben Berichten zufolge neun Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit eingestellt. In einem normalen Jahr verlassen laut dem britischen Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng zwischen fünf und acht Unternehmen den britischen Markt.
Greg Jackson, CEO von Octopus Energy - das vor kurzem mehr als eine halbe Million Kunden des zusammengebrochenen Konkurrenten Avro übernommen hat - sagte am Dienstag in der CNBC-Sendung Street Signs Europe, viele Unternehmen hätten die Krise nicht überstanden, weil sie "auf Pump gekauft und auf Pump verkauft" hätten.
Die großen Verlierer sind in einem solchen Szenario naturgemäß die Verbraucher, die auf Gas angewiesen sind. Auf der anderen Seite erfreut es die großen Gaskonzerne wie beispielsweise Gazprom. Der russische Gigant verdient prächtig. Zugleich ist auch der Druck auf die Politik gewachsen, die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 zu genehmigen.