Die Commerzbank-Tochter Comdirect will ihr Produktangebot im kommenden Jahr auf Versicherungen ausweiten und bei der technischen Abwicklung auf das deutsche Fintech-Unternehmen JDC setzen. Letzteres könnten von der Kooperation in doppelter Hinsicht profitieren.
Wie DER AKTIONÄR bereits in der Vorwoche berichtete, haben die beiden Unternehmen in einer Absichtserklärung die künftige Zusammenarbeit vereinbart. Demnach will Comdirect die Versicherungsbestände der eigenen Kunden mit der JDC-eigenen Kunden- und Vertragsverwaltungssoftware iCRM managen.
Vorteil: Mit der digitalen Lösung von JDC hätten die Kunden zukünftig nicht nur all ihre Versicherungsverträge über eine Online-Applikation im Blick, sondern können diese auch schnell und einfach optimieren. „Comdirect setzt aus unserer Sicht auf die smarteste Lösung im Markt und verschafft sich einen Vorsprung gegenüber anderen zuletzt angekündigten Bancassurance-Modellen“, so JDC-Digitalvorstand Stefan Bachmann. Und auch für das Wiesbadener Fintech verspricht die Kooperation mit der Direktbank und der Zugang zu ihren 2,4 Millionen Kunden jede Menge Potenzial.
Mögliche Kooperation doppelt spannend
Das Analysehaus Montega beziffert das potenzielle Marktvolumen auf über 400 Millionen Euro. „Sollte es dem Unternehmen gelingen, davon auch nur 2 bis 5 Prozent zu gewinnen, so ergibt sich daraus ein potenzielles Umsatzwachstum von 8 bis 20 Prozent“, heißt es in der aktuellen Studie.
Darüber hinaus sei die Gewinnung eines „Leuchtturmkunden“ wie der Comdirect auch unter strategischen Aspekten von großer Bedeutung: Zum einen könnte die geplante Kooperation als Türöffner für weitere große Partner dienen. Zum anderen hilft sie JDC dabei, sich als führender Plattform-Anbieter für die Administration von Großbeständen zu etablieren. Bereits vor rund einem Jahr hatte der zur JDC-Group gehörende Maklerpool Jung, DMS & Cie. mit der Lufthansa-Tochter Albatros einen prominenten Kooperationspartner gewinnen können.
Montega-Analyst Benjamin Marenbach hat seine Kaufempfehlung für die JDC-Aktie mit einem Kursziel von 9,50 Euro bestätigt. Ehe sich die geplante Comdirect-Kooperation auch positiv in der Bilanz niederschlägt, rechnet er im laufenden zweiten Halbjahr 2018 zunächst mit Herausforderungen – etwa durch das allgemeine Marktumfeld oder die zu Jahresbeginn eingeführte MiFID-II-Richtlinie.
Weitere Entwicklung beobachten
Im Gegensatz zur Bekanntgabe der Albatros-Kooperation vor einem Jahr halten sich die Anleger trotz der guten News zunächst zurück. Dabei dürfte auch der durchwachsene Gesamtmarkt eine Rolle spielen. Die horizontale Unterstützung knapp unterhalb der 7-Euro-Marke hat sich jedoch als verlässlich erwiesen. Die JDC-Aktie steht derzeit auf der Watchlist des AKTIONÄR.