Eigentlich verlief der Handel der Fielmann-Aktie in der zweiten Wochenhälfte zunächst unauffällig. Am Donnerstag wurde „zweistelliges Wachstum“ im ersten Halbjahr bestätigt. E-Commerce wuchs um 28,1 Prozent, der Umsatz im Ausland 21,5 Prozent. Trotzdem geriet der SDAX-Wert ab Donnerstag etwas unter Druck und verlor in der Spitze rund fünf Prozent.
Daran konnte am Freitag auch eine positive Analysten-Einschätzung von Alsterresearch nichts ändern. Dem Finanzhaus zufolge habe sich das Umsatzwachstum zwar verlangsamt, liege aber immer noch bei soliden zwölf Prozent im Jahresvergleich. Im Quartal zuvor waren es noch 15 Prozent. Die Vorteile der Internationalisierung (Fielmann drängt unter anderem in die USA) und der Omnichannel-Strategie („Vision 2025) seien deutlich zum Tragen gekommen. Das EBITDA sei mit 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr deutlich gewachsen – dank Maßnahmen zur Kostensenkung. Die Wachstumsaussichten des Unternehmens seien günstig.
Alsterresearch empfiehlt Fielmann mit Kursziel 60 Euro zum Kauf.
Nachdem die relative konservative und nicht direkt billig bewertete Dividenden-Aktie nach langer Durststrecke seit vergangenem Herbst in der Spitze 60 Prozent zulegen konnte, ist die gegenwärtige Korrekturphase aber kein Wunder. Schließlich bestätigte Fielmann bislang lediglich seine Prognose, stellte allerdings für die kommenden Wochen ein Update in Aussicht.
Fielmann erwartet demnächst die Genehmigung für die Übernahme von SVS Vision in den USA. Bereits im Juni wurde die Online-Plattform Befitting geschluckt. „Sobald das Datum des Closings unserer US-Akquisition feststeht, werden wir unsere Prognose für das Gesamtjahr aktualisieren“, teilte Fielmann mit. SVS Vision werde zwar unmittelbar nach dem Closing zum Umsatz der Fielmann-Gruppe beitragen, „der Beitrag zum EBITDA der Gruppe wird jedoch aufgrund der Akquisitionskosten in Höhe von mehreren Millionen Euro im Jahr 2023 gering ausfallen“. Ab 2024 werde die Konsolidierung des US-Geschäfts über den gesamten Jahresverlauf zu einem deutlich höheren Ergebnisbeitrag auf Gruppenebene führen.
Gute Zahlen, aber Prognose nur bestätigt. Dazu ein eher konservativer Ausblick auf den zu erwartenden Effekt durch die Zukäufe. Da ist eine Fortsetzung der Korrektur nach dem Lauf seit vergangenem Herbst nicht überraschend, nachdem die Aktie am Donnerstag zunächst noch zugelegt hatte. Zumal auch der SDAX insgesamt ab Donnerstagvormittag bis Freitagabend etwas abgegeben hat. Es gilt für die Fielmann-Aktie weiterhin die Einschätzung aus dem Mai und Juni, wonach sich ein Neueinstieg charttechnisch nicht aufdrängt, langfristig orientierte Investoren aber investiert bleiben können. Der (operative) Trend geht bei Fielmann in die richtige Richtung. DER AKTIONÄR sieht allerdings derzeit kein besonderes Outperformance-Potenzial, dementsprechend ist Fielmann keine laufende Empfehlung.