Hinter PowerCell liegen bewegende Monate. Auf der einen Seite die vielen Aufträge und Kooperationen mit namhaften Unternehmen wie Siemens oder Bosch. Auf der anderen Seite die Enttäuschung über Nikola Motor. Denn die Stacks der Schweden werden nicht in der Serienproduktion der Nikola-Trucks vorkommen. Die Aktie brach massiv ein. DER AKTIONÄR hat beim PowerCell-CEO Per Wassén nachgefragt, warum es fortan keine Zusammenarbeit mit Nikola Motor geben wird und wo die Schweden großes Pozenzial für ihre Produkte sehen.
Herr Wassén, es gibt eine neue Firma in China; sie heißt Grove Hydrogen Automotive. Es gibt einige Spekulationen darüber, dass PowerCell der Lieferant für ihr Wasserstoffauto sein könnte, weil Sie chinesische Kunden haben.
Wir kommentieren solche Spekulationen nie. Wir haben eine Reihe von Aktivitäten mit chinesischen Kunden. Wir bauen unsere Präsenz dort Schritt für Schritt aus, wollen aber natürlich nicht zu viele Informationen an unsere Konkurrenz oder die unserer Kunden weitergeben.
Ist Wasserstoff nur vorübergehend ein Thema in China?
Die wichtigste Tatsache, warum China in den Wasserstoff einsteigt, ist, dass es das Problem mit der Infrastruktur des Aufbaus von Ladestationen für alle batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge in China erkannt hat. Die Mehrheit der Chinesen lebt in Mehrfamilienhäusern in dicht besiedelten Städten, so dass sie keine Möglichkeit haben, ihre Autos zu Hause zu laden. Es ist die gleiche Situation wie in Tokio und vielen anderen asiatischen Städten.
Bosch und PowerCell wollen bei Brennstoffzellenanwendungen in viele Richtungen zusammenarbeiten. Wann werden Sie die endgültige Vereinbarung bekannt geben?
Wir führen derzeit Gespräche mit Bosch. Wir untersuchen die Stärke beider Unternehmen weltweit. Bosch ist beispielsweise in China tätig, wir sind auch in China aktiv. Wir diskutieren darüber, wie wir am besten zusammenarbeiten können. Wir brauchen etwas Zeit - sind aber auf Kurs, um den Deal im ersten Halbjahr 2019 abzuschließen.
Welche anderen interessanten Märkte gibt es, die PowerCell adressieren könnte?
PowerCell ist Teil des deutschen Projekts "AutoStack Industrie". Dort arbeiten wir mit den "Big Four" zusammen - Daimler, Volkswagen, BMW und dem deutschen Teil von Ford. Unsere Aufgabe ist es, eine gemeinsame Brennstoffzellen-Stack-Plattform für die vier Automobilhersteller zu entwerfen und zu entwickeln, die in Serie gehen kann. Dieses Projekt wird vom Bund mit 60 Millionen Euro mitfinanziert. Die Produktion soll nach 2022 beginnen.
Sehr wichtig für uns ist auch die Absichtserklärung mit Siemens. Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen, um Brennstoffzellen für Marineanwendungen zu entwickeln.
Sie sind auch Teil von HYON, einem Joint Venture mit Nel und Hexagon Composites. Dem Gemeinschaftsunternehmen wurden zwei Projekte von PILOT-E bewilligt. Was ist hier los?
Norwegen will keine Dieselfähren mehr an den Küsten mit ihren ökologisch sensiblen Gebieten wie den Fjorden. Sie verfügen auch über eine große Fischzuchtindustrie und wollen die Risiken für schiffsbedingte Verunreinigungen minimieren. Wir haben einige Projekte gestartet, um Meereslösungen für die Zukunft zu entwickeln. Aber wir wollen uns nicht nur auf Marineanwendungen konzentrieren. Auch andere potenzielle Bereiche innerhalb des stationären Segments sind für HYON und uns sehr interessant.
Was ist mit Ihrer Zusammenarbeit mit Nikola Motor passiert?
Sie haben uns Geschäftsbedingungen für unsere weitere Zusammenarbeit vorgelegt, die für uns keineswegs akzeptabel waren. Als wir sie ablehnten, entschieden sie sich, unsere Stacks nicht in ihren kommenden Serienfahrzeugen zu verwenden.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch Herr Wassén!
Auf die Watchlist!
Die Story bei PowerCell ist intakt, auch wenn die Kooperation mit Nikola Motor auf Eis gelegt wurde. Im Zuge des Abverkaufs wurde die AKTIONÄR-Empfehlung ausgestoppt. Unter dem Strich bleibt ein Gewinn von 49,1 Prozent. Aktuell befinden sich die Titel auf der Watchlist.