Gute Nachrichten für zyklische Firmen wie etwa die Chemieriesen Evonik und BASF: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn erneut verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Januar zum Vormonat um 1,6 Punkte auf 90,2 Zähler, wie das Ifo-Institut am Mittwoch in München mitteilte. Es ist der vierte Anstieg in Folge. Bankvolkswirte hatten im Schnitt mit einer Verbesserung auf 90,3 Punkte gerechnet.
Während die Unternehmen ihre Zukunftsperspektiven deutlich besser bewerteten, schätzten sie ihre aktuelle Lage etwas schlechter ein. "Die deutsche Wirtschaft startet zuversichtlicher ins neue Jahr", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. In allen betrachteten Bereichen verbesserte sich die Stimmung der Unternehmen. Dagegen hatte sie sich im vergangenen Jahr bis zum Spätsommer zumeist eingetrübt. Auslöser waren der russische Krieg gegen die Ukraine und die stark gestiegenen Energiepreise. Letztere sind in den vergangenen Wochen jedoch deutlich gesunken.
Bankökonomen kommentierten die Zahlen positiv, warnten aber auch vor zu viel Optimismus. "Den Anstieg des Geschäftsklimas kann man schon fast routiniert zur Kenntnis nehmen", erklärte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Viele Frühindikatoren legten derzeit zu. Erst am Vortag waren die Einkaufsmanagerindizes von S&P - auch eine Unternehmensumfrage - ebenfalls gestiegen.
"Dass sich die Lage der Unternehmen eingetrübt hat, passt dagegen nicht ganz ins hoffnungsfrohe Bild der Konjunkturerholung", relativierte Ökonom Niklasch. Man solle jetzt nicht zu schnell zu optimistisch werden, nur weil der befürchtete Absturz ausgeblieben sei. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, fand ebenfalls mahnende Worte. Er warnte vor den noch nicht sichtbaren Folgen der starken Leitzinserhöhungen vieler Notenbanken und dem dünner werdenden Auftragspolster in der deutschen Industrie.
Angesichts der Konjunkturaufhellung fragen sich immer mehr Fachleute, ob die vor nicht allzu langer Zeit befürchtete schwere Rezession nun vielleicht ganz ausfällt. Für Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank, bleibt eine milde Rezession das wahrscheinlichere Szenario. So befinde sich das Geschäftsklima noch immer auf einem so niedrigen Niveau, bei dem es in der Vergangenheit Rezessionen gegeben habe.
"Außerdem mussten die Zentralbanken in vielen Ländern wegen der hohen Inflation ihre Leitzinsen massiv anheben", ergänzt Krämer. Höhere Zinsen bremsen in aller Regel die Konjunktur, oft jedoch mit etwas Zeitverzug. Für den Jahresdurchschnitt rechnen die Ökonomen der Commerzbank mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung (BIP) um 0,5 Prozent.
Die sich aufhellenden Konjunkturaussichten verleihen den Chemietiteln weiterhin Rückenwind. Die Evonik-Aktie hat nun die wichtige Marke von 20,00 Euro genommen, BASF steht kurz vor einem frischen Kaufsignal. DER AKTIONÄR bleibt für die beiden günstig bewerteten Dividendenperlen zuversichtlich gestimmt. Die Stoppkurse können bei 15,00 Euro (Evonik) beziehungsweise 42,00 Euro (BASF) belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX