Erst Flash-Crash, dann Techlash: Lohnen Technologie-Aktien noch?

Erst Flash-Crash, dann Techlash: Lohnen Technologie-Aktien noch?
Foto: Börsenmedien AG
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Jochen Kauper 29.04.2018 Jochen Kauper

Tech-Anleger brauchten in den vergangenen Wochen starke Nerven. Allein Facebook, Amazon, Netflix und Alphabet verloren seit Mitte März fast 400 Milliarden Dollar an Wert. Der Kursrutsch der großen Tech-Werte hat viele Anleger verunsichert –ein Blick in die zweite Reihe könnte sich jetzt auszahlen.

"Ausgelöst durch den Datenschutzskandal bei Facebook, fürchten viele Anleger nun die Regulierung der gesamten Branche. So auch im Bereich autonomes Fahren: Nach zwei tödlichen Unfällen haben mehrere US-Bundesstaaten Testfahrten im Straßenverkehr verboten. Das trifft nicht nur Tesla oder Alphabet, sondern auch Tech-Zulieferer wie Nvidia oder Panasonic.

Zunehmend erregt auch der Einfluss der großen Player auf andere Branchen und Sektoren die Aufmerksamkeit der Politik: So wurde Amazon kürzlich zur Zielscheibe von Donald Trump. Die niedrigen Versandgebühren des Online-Händlers würden der US-Post schaden und das müsse aufhören, twitterte der US-Präsident. Die Amazon-Aktie ist daraufhin um 5,2 Prozent gefallen und vernichtete 60 Milliarden Dollar", sagt Eoin Donegan, Fondsexperte bei der GAMAX Management.

Match Group läuft

Die Volatilität wird Anleger auch weiterhin beschäftigen, denn mit Regulierung, Nutzermisstrauen und Handelskonflikten stehen viele Unsicherheiten im Raum, die sich nicht kurzfristig ausräumen lassen. "Technologie aus dem Depot zu verbannen ist jedoch keine Lösung. Der Sektor hat einige der größten Wachstums- und Innovationstreiber hervorgebracht. In volatilen Marktphasen kann es sich daher durchaus lohnen, niedrige Orderlimits in den Markt zu legen, um diese günstig einzukaufen. Allerdings sind Google und Co. in vielen Depots über Index-ETFs tendenziell übergewichtet und Anleger damit einem stärkeren Abwärtsrisiko ausgesetzt.

In der zweiten Reihe finden sich dagegen einige weniger prominente, aber interessante Alternativen. Zum Beispiel Snapchat: Während Facebook bei den Jüngeren aus der Mode kommt, zeichnet sich der Messenger durch eine große Nutzergruppe unter 25 Jahren aus. Ein Einstieg ist jedoch nicht ohne Risiko; Zwar stieg der Umsatz 2017 um 107 Prozent. Bis der Börsenneuling Profit macht, wird es aber wohl noch etwas dauern.

Das trifft auch auf Spotify zu. 71 Millionen zahlende Kunden und ein stetig wachsender Umsatz sind jedoch gute Gründe, den erst Anfang April an die Börse gegangenen Musik-Streaming-Dienst, trotz zuletzt gestiegener Verluste, im Auge zu behalten.

Twitter hat dagegen 2017 erstmals schwarze Zahlen geschrieben. In den letzten Jahren hat sich der Mikroblogging-Dienst zu einem globalen Nachrichtenkanal mit 330 Millionen aktiven Nutzern gemausert.

Die Match Group, bekannt durch die Dating-App Tinder, entwickelt sich ebenfalls zum Dauerläufer. Mitte März 2018 erreichte die Aktie einen Höchstwert von knapp 47 US-Dollar. Im Vorjahreszeitraum stand der Kurs bei knapp 17 US-Dollar", sagt Donegan.

Etsy statt Amazon?

Auch der Online-Handel hat mehr zu bieten als Amazon. "Eine interessante Nische besetzt hier Etsy. Der Online-Marktplatz ist auf den Kauf und Verkauf handgefertigter Artikel spezialisiert. Anfang des letzten Jahres hat sich das Unternehmen strategisch neu aufgestellt und das Geschäft stärker auf Künstler und Handwerker zugeschnitten. Dieser Schritt beflügelt auch den Aktienkurs, er stieg im Jahresverlauf um knapp 130 Prozent. Versuche seitens Amazon, den Selfmade-Markt zu erobern, scheinen Etsy bisher wenig auszumachen. Seit 2012 ist der Umsatz um 491 Prozent gestiegen – von 74,6 Millionen US-Dollar auf 441,23 Millionen im Jahr 2017", sagt Eoin Donegan.

Ob Anleger nun den Kursrutsch der großen Titel zum Nachkauf nutzen, oder sich ihren kleineren Wettbewerbern zuwenden: Wer das Segment auslässt, läuft buchstäblich Gefahr, die Zukunft zu verpassen.

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