Viele Unternehmen haben in den aktuell stürmischen Corona-Zeiten ihre Prognosen zurückgezogen. Nicht so der Energiekonzern E.on. Unternehmenschef Johannes Teyssen betont aber, dass die tatsächlichen Auswirkungen noch nicht vollständig zu beurteilen seien. Diesen Mittwoch, 12. August, legt E.on Zahlen für das zweite Quartal vor. Branchenkenner haben sehr unterschiedliche Erwartungen.
Von den im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten elf dazu, die Aktie zu halten. Fünf sprechen eine Kaufempfehlung aus, ein Analyst würde das Papier derzeit verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 10,38 Euro. Während die Experten bei Kepler Chevreux eher davon ausgehen, dass der Kurs wieder auf 8,00 Euro sinken wird, traut Barclays dem Versorger besonders viel zu. Das Analysehaus sieht den Kurs bei 11,50 Euro.
Die britische Investmentbank sieht den Versorger im Zuge der Innogy-Übernahme nun am Ziel einer vollständigen Verschmelzung. Dies sei zwar erwartet worden, dürfte aber bei den Investoren am Markt leicht positiv ankommen, schrieb Analyst Peter Crampton. Der Markt unterschätze bislang noch das Ergebnis- und Dividenden-Steigerungspotenzial, so der Experte.
Schwieriges Quartal
Mit Blick auf den anstehenden Quartalsbericht rechnet James Brand von der Deutschen Bank unterdessen mit einem enttäuschenden zweiten Jahresviertel. Die Schätzungen des Analysten liegen unter den Erwartungen des Konzerns für das Gesamtjahr. Daher sei es interessant, ob E.on an seinem Ausblick weiterhin festhalte.
Das Analysehaus Jefferies erwartet geringere Volumina durch Corona und dass sich diese im zweiten Quartal auch zeigen werden. Die Analysten gehen davon aus, dass der Strombedarf in E.ons wichtigsten Märkten um 9 bis 14 Prozent zurückgegangen sein dürfte. Zahlungsausfälle wirkten sich möglicherweise aber erst im dritten Quartal aus. Die Schätzung der Jefferies-Experten liegt derzeit um fünf Prozent unter dem unteren Ende der Spanne, die sich E.on selbst beim EBIT für 2020 gesetzt hat. Auch die schweizerische Bank Credit Suisse liegt mit ihren Prognosen für das Gesamtjahr unter den Konzernzielen. Sie hatte ihre Erwartungen angesichts der Corona-Krise bereits im Juni gekappt.
Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs rechnet zur Bilanzvorlage mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebit) von rund zehn Prozent. Dies sei angesichts des Covid-19-Gegenwinds aber ein recht solides Resultat.
Die E.on-Aktie hat zuletzt im Bereich um die 10-Euro-Marke konsolidiert. Die Zahlen könnten dem Versorger nun neue Impulse liefern. Für konservative Anleger bleibt der DAX-Titel eine gute Wahl.
Mit Material von dpa-AFX