In China hat es die größte Protestwelle seit Jahrzehnten in China gegeben. Der Unmut im Volk richtet sich gegen die strikten Maßnahmen der chinesischen Null-Covid-Politik wie wiederholte Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne. Die Börsen reagieren zunächst mit Verlusten, doch eine Corona-Wende wäre sehr positiv.
Als Symbol des Widerstands und des Protests gegen die Zensur hielten viele Demonstranten unbeschriebene weiße Blätter hoch. Es wurden Parolen wie "Hebt den Lockdown auf" und "Wir wollen keine PCR-Tests, wir wollen Freiheit" gerufen.
Protestmärsche gab es auch in anderen Millionenstädten wie Shanghai, Chengdu, Chongqing, Wuhan, Nanjing und Guangzhou. Auch an Hochschulen wie der Tsinghua-Universität in Peking regt sich Unmut.
Bei den Protesten wurden zahlreiche Menschen festgenommen. In China herrschte praktisch eine Nachrichtensperre.
Durch die extrem rigiden Maßnahmen der Behörden im Kampf gegen das Coronavirus nimmt der Unmut in der Bevölkerung seit Wochen immer mehr zu. Viele Millionenstädte sind weitgehend lahmgelegt.
Ein Fünftel der zweitgrößten Volkswirtschaft und damit Hunderte Millionen Menschen dürften landesweit von Lockdowns betroffen sein, schätzen Experten. Viele Unternehmen stoßen an ihre Grenzen. Beschäftigte und gerade Wanderarbeiter müssen häufig schmerzhafte Lohneinbußen hinnehmen.
Die No-Covid-Politik von Chinas Machthaber Xi Jinping hat längst gravierende Folgen für die chinesische Konjunktur und auf den Wohlstand in dem Land. Wer ständig im Lockdown ist, hat nicht viel Lust, Geld auszugeben. Das macht auch vielen ausländischen Firmen zu schaffen. Adidas etwa erzielt mehr als ein Fünftel seiner Umsätze in China, Volkswagen sogar mehr als ein Drittel.
Außerdem sorgt China mit den rigiden Maßnahmen für Lieferengpässe bei wichtigen Komponenten. Der Großteil der weltweit verkauften Smartphones, Laptops und Spielekonsolen wird von der Firma Foxconn hergestellt. Auch die Autoindustrie ist bei der Produktion stark von China abhängig.
Sollten die Proteste erfolgreich sein und Peking zur radikalen Wende bewegen, wäre dies ein Befreiungsschlag für die Weltwirtschaft. Dann würde auch die Inflation dramatisch sinken, die ja deswegen so hoch ist, weil viele Komponenten knapp sind. Die Börse, die in der ersten Reaktion nervös auf die Unsicherheit reagiert (DAX am Morgen -0,4 Prozent), dürfte mit einer kräftigen Aufwärtsbewegung reagieren.
(Mit Material von dpa-AFX)