Absolut enttäuschend verlief das Jahr 2023 bislang für Encavis. Doch am Mittwoch nach Börsenschluss springt die Aktie plötzlich nach oben. Aufkommende Übernahmegerüchte sorgen für ein Plus von knapp 20 Prozent. Von den alten Hochs ist der MDAX-Titel aber immer noch weit entfernt.
Für mehr als zwei Milliarden Euro will der Finanzinvestor KKR Encavis laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf Insider beruft, kaufen. Zum Vergleich: Zu Handelsbeginn am Mittwoch brachte der Wind- und Solarparkbetreiber an der Börse etwas mehr als 1,8 Milliarden Euro auf die Waage. Die Aktie müsste also mindestens bis etwa 13 Euro steigen – was inzwischen bereits der Fall ist.
Laut den Insidern befinden sich die beiden Parteien bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen. KKR könnte schon in den kommenden Tagen eine Einigung erzielen. Noch sei ein Abschluss aber nicht sicher.
Encavis befindet sich derzeit in einer schwierigen Phase. Sinkende Strompreise haben die Gewinnentwicklung zuletzt deutlich belastet und die gesamte Branche unter Druck gesetzt. Bislang zählte die Aktie mit einem Minus von rund 25 Prozent seit Jahresbeginn (vor Aufkommen der Gerüchte) entsprechend auch zu den fünf schwächsten Werten im MDAX. Nun wurde das Minus deutlich reduziert, dennoch wäre die Bewertung noch deutlich günstiger als zum Jahreswechsel, als mehr als 15 Euro je Aktie gezahlt wurden. Im Hoch 2022 waren es sogar knapp 25 Euro.
Update: Am Abend hat Encavis die Gespräche mit KKR bestätigt. Laut Konzern befinden sich diese aber noch in einem sehr frühen Stadium, so dass es noch keine weiteren Details gebe.
Klar ist bereits jetzt, dass KKR auf dem aktuellen Niveau sehr günstig zum Zuge käme. Die Krise in der Green-Tech-Branche wird nicht ewig dauern, langfristig sind die Aussichten für Encavis unverändert gut. Ob eine Übernahme aktuell im Sinne der Anleger wäre, erscheint deshalb zumindest fraglich. Das Interesse von KKR zeigt aber auch, dass die Bewertungen in der kriselnden Branche inzwischen allgemein auf einem attraktiven Niveau angekommen sind – und sich wieder Chancen ergeben. DER AKTIONÄR bleibt am Ball.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Encavis.