Die Corona-Pandemie beschert dem Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern Drägerwerk ein anhaltend hohes Auftragsniveau. Im vergangenen Quartal sorgten jedoch hohe Kosten für einen Ergebnisrückgang bei dem Lübecker Unternehmen. An der Börse war die Nachricht Anlass für lange Gesichter, wenngleich die Norddeutschen ihre erst kürzlich angehobenen Jahresziele bestätigten. Die Aktie verliert fast sechs Prozent und ist damit der zweigrößte Verlierer des Tages im SDAX.
Analyst Eggert Kuls von Warburg Research sprach in einer ersten Reaktion auf die vorläufigen Quartalszahlen von einer enttäuschenden Marge. Im zweiten Quartal sei die Profitabilität des Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern im Vergleich zur heißen Corona-Phase gesunken. Auch im zweiten Halbjahr dürfte man es beim Vergleich mit dem Vorjahr schwer haben.
Während der Umsatz im zweiten Jahresviertel um 6,7 Prozent (währungsbereinigt plus 9 Prozent) auf rund 841 Millionen Euro kletterte, schnitt Drägerwerk beim operativen Ergebnis unerwartet schwach ab. Das Unternehmen wies vor Zinsen und Steuern (Ebit) nach vorläufigen Berechnungen einen Ergebnisrückgang von mehr als einem Fünftel auf rund 80 Millionen Euro aus nach 102 Millionen Euro im Vorjahr. Damals hatte der Konzern allerdings wegen brummender Geschäfte im Zuge der Corona-Pandemie noch sehr stark abgeschnitten. Im aktuellen Berichtszeitraum aber hatte eine geringere Bruttomarge zusammen mit höheren Funktionskosten belastet, wie Drägerwerk am Vorabend mitgeteilt hatte.
Das Unternehmen geht aber davon aus, dass sich die pandemiebedingte Nachfrage im soeben angelaufenen zweiten Halbjahr normalisieren dürfte. Mit einer vergleichbaren Nachfrage im kommenden Geschäftsjahr sei zudem nicht zu rechnen. Warburg-Experte Kuls hält es wegen des Vormarschs der weitaus ansteckenderen und gefährlicheren Delta-Variante des Corona-Virus allerdings für möglich, dass die Nachfrage nach den Drägerwerk-Produkten weiterhin hoch bleiben könnte.
Durch den heutigen Kurseinbruch hat sich das charttechnische Bild bei der Aktie von Drägerwerk wieder eingetrübt. Zuletzt konnte sie noch von der Prognoseanhebung profitieren, diese Kursgewinne sind aber nun mit einem Schlag dahin. Einen wichtigen Support stellt nun die 200-Tage-Linie dar, die es unbedingt zu verteidigen gilt. Investierte Anleger sollten ihre Position mit einem Stopp etwas unterhalb von 70 Euro absichern.
(Mit Material von dpa-AFX)