Der Spezialchemiekonzern Evonik will die vergleichsweise hohe Profitabilität im Geschäft mit Zusätzen etwa für Farben, Schaum- und Kraftstoffe in den kommenden Jahren verteidigen. Auch mittelfristig sollen von jedem Euro Umsatz rund 27 Prozent als bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben, erklärte Lauren Kjeldsen, Chefin der Sparte Specialty Additives am Donnerstag bei einer Analystenveranstaltung. Damit würde der Geschäftsbereich der mit Abstand profitabelste bleiben. Konzernweit peilt das Management um Evonik-Chef Christian Kullmann mittelfristig eine operative Gewinnmarge von 18 bis 20 Prozent an.
Die im Vergleich hohe Marge von Specialty Additives wird durch die oftmals maßgeschneiderten Lösungen ermöglicht, die Evonik den Kunden anbietet. Die Produkte sollen zum Beispiel Oberflächen beständiger machen und den Kraftstoffverbrauch senken. Darüber machen sie laut Evonik etwa Windkraftanlagen stabiler oder helfen, Pflanzenschutzmittel gleichmäßig auf Blättern zu verteilen.
Evonik setzt in diesem Umfeld neben Innovationen auch auf die Digitalisierung. So können etwa Lacke- und Farbenhersteller auf der Suche nach neuen Zusammensetzungen ihrer Produkte durch Evonik binnen kurzer Zeit automatisiert viele verschiedene Varianten testen lassen. In diesem Zusammenhang hat der Essener Konzern auch einen digitalen Assistenten entwickelt, der Kunden aus der Lackeindustrie hilft, die für bestimmte Produkteigenschaften notwendigen Zusatzstoffe schnell zu finden.
Potenzial sieht Kjeldsen überdies im noch jungen Geschäft mit Produkten, die das Recycling von Kunststoffen vereinfachen sollen - etwa Mitteln, die helfen Etiketten von Plastikverpackungen rückstandsfrei abzulösen oder mit Entschäumern, die den Waschprozess vereinfachen. Mit derartigen Angeboten sollen ab 2030 mindestens 350 Millionen Euro Umsatz erzielt werden. Zum Vergleich: 2020 erzielte die gesamte Sparte einen Umsatz von rund 3,2 Milliarden Euro.
Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research hält diesen Recyclingmarkt für vielversprechend, betont in einer aktuellen Studie aber, dass die Preise für recycelte Kunststoffe deutlich fallen müssten, um im Vergleich zu originärer Plaste dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein.
Angesichts der zahlreichen Innovationen warfen Analysten in der Veranstaltung am Donnerstag auch die Frage auf, warum für die Sparte keine höheres Wachstumsziel ausgegeben werde. So peilt das Management für Specialty Additives einen Absatzanstieg um durchschnittlich mehr drei Prozent pro Jahr an, was lediglich dem mittelfristigen Ziel für den Gesamtkonzern entspricht. Kjeldsen verwies hier auf das breite Produktportfolio, das sich an die verschiedensten Industrien mit phasenweise entgegenlaufenden Nachfrageentwicklungen richte, die sich dann oftmals ausglichen. Zudem seien in der Vergangenheit auch schon höhere Wachstumsraten erzielt worden.
Es läuft derzeit gut bei Evonik. Da auch die Perspektiven für die kommenden Monate gut sind, können Anleger bei der Dividendenperle (aktuelle Rendite: 4,4 Prozent) nach wie vor einsteigen. Der Stoppkurs sollte bei 24,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX