Die Überprüfung der wichtigsten deutschen Indizes dürfte am Mittwoch ganz dem Wunsch der Deutschen Börse nach Kontinuität gerecht werden. Die Index-Experten von der Commerzbank und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erwarten - wenn überhaupt - nur wenige Platzwechsel. "Dieses Mal stehen vor allem Gewichtsveränderungen im MDAX im Blick", sagt Index-Expertin Sophia Wurm von der Commerzbank. Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse kommt an diesem Mittwoch, 5. März, zur Beratung zusammen. Etwaige Änderungen werden direkt nach dem US-Börsenschluss mitgeteilt und zum Montag, 24. März, umgesetzt.
Kion bald im MDAX
Von einem Stühlerücken im DAX, MDAX, TecDAX oder SDAX geht Sophia Wurm nicht aus. "Im Leitindex bleibt alles wie es ist", ist sie sich einig mit LBBW-Analyst Uwe Streich. Der hingegen sieht ein paar mögliche Änderungen im MDAX, TecDAX und auch dem Index der kleinen Werte. Ein Aufstieg des derzeitigen SDAX-Unternehmens Kion in den MDAX mittelgroßer Titel sei "wahrscheinlich", sagt Streich. Für den Börsenneuling sieht er die SGL Group in den SDAX absteigen. Für möglich hält er außerdem noch einen Platztausch des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich mit dem Großküchenausstatter und aktuellen MDAX-Unternehmen Rational.
Celesio wird im MDAX wohl noch so lange bleiben, bis der frei handelbare Börsenwert unter die Schwelle von zehn Prozent gefallen ist. Erst dann erfolgt ab dem Datum der offiziellen Bekanntgabe eine Entnahme nach zwei vollen Handelstagen. McKesson hat nach Stand von Anfang Februar inzwischen knapp 78 Prozent der Anteile am Pharmagroßhändler eingesammelt und eine neue Angebotsfrist für die restlichen Celesio-Aktien bis 2. April gewährt.
Rückkehrer Manz
Im TecDAX rechnet der LBBW-Experte zudem mit einer Rückkehr des Hightech-Maschinenbauers Manz. Gleichzeitig dürften Adva ausscheiden. Der bayerische Hersteller von Oberflächenmaterialien Surteco hingegen dürfte laut Streich zudem "wahrscheinlich" in den SDAX aufgenommen werden, während dafür das Chemieunternehmen H&R wohl weichen dürfte.
Zwar sei es die Hornbach Holding, die die für einen sicheren Index-Verbleib herangezogene Kriterien nicht mehr erfüllten, aber unterhalb des Leitindex hat die Deutsche Börse einen Entscheidungsspielraum. Daher dürfte der Arbeitskreis laut Streich "noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen", denn H&R habe zwar den deutlich größeren Börsenumsatz, sei aber das vom Börsenwert her betrachtet kleinste SDAX-Unternehmen. Während der Chemiekonzern nur einen Börsenwert nach Streubesitz von etwa 113 Millionen Euro hat, liegt der von Hornbach bei 481 Millionen Euro.
Neue Gewichtungen
Gewichtsveränderungen im MDAX sieht die Commerzbank-Analystin Wurm vor allem bei den Aktien von Airbus, Bilfinger, ProSieben und Tui. Ihr Gewicht dürfte steigen, was sich positiv auf die Aktienkurse auswirken dürfte. Bei Airbus, die sich in letzter Zeit im Vergleich zum MDAX unterdurchschnittlich entwickelt hatten, werde das Gewicht wieder von bislang 9,3 auf 10 Prozent hochgesetzt. Bei Bilfinger schlage positiv zu Buche, dass der Aktienbestand des schwedischen Finanzinvestors Cevian nun als Streubesitz gewertet werde. Dadurch steige das Gewicht des Bau- und Dienstleistungsunternehmen im MDAX von 2,6 auf 3,1 Prozent. Aufgrund des Komplettausstiegs der Finanzinvestoren KKR und Permira steigt das Gewicht der TV-Aktie von 5,0 auf 5,9 Prozent. Die Platzierung von knapp 40 Millionen Aktien aus dem Bestand des Großaktionärs John Frediksen sorge zudem für einen Anstieg des Gewichts der Tui-Aktie von 1,5 auf 1,7 Prozent.
Umschichtungen beeinflussen die Kurse
Wichtig sind Änderungen in den Indizes vor allem für all jene Fonds (ETFs), die den Index exakt nachbilden, da sie die dann entsprechend umschichten und umgewichten müssen, was in der Regel Einfluss auf die Aktienkurse hat.
(Mit Material von dpa-AFX)