Deutz hat wegen der Pleite eines wichtigen Zulieferers sein Gewinnziel für 2019 gekappt. Der Motorenhersteller muss dem Vernehmen nach einen Kredit an den Lieferanten abschreiben und wird daher bei der bereinigten EBIT-Marge in diesem Jahr statt mindestens fünf Prozent voraussichtlich nur vier bis fünf Prozent erreichen. Die Umsatzprognose bleibt dagegen unverändert.
Deutz erklärte, dass sich die Insolvenz eines großen Zulieferers - hierbei handelt es sich dem Vernehmen nach um die „Gusswerke Saarbrücken“, die zusammen mit den „Gusswerken Leizig“ die „Avir Guss“ bildet – bei dem Motorenhersteller finanziell nachteilig auswirken wird. Soll heißen: Die EBIT-Marge vor Sondereinflüssen für 2019 wird voraussichtlich bei vier bis fünf Prozent liegen. Bislang hatte der Motorenhersteller hier mit mindestens fünf Prozent geplant.
Der Konzern geht aber davon aus, dass die Versorgung mit Bauteilen für die Motoren trotz der Insolvenz gesichert sein wird. Infolgedessen wurde die Umsatzprognose für 2019 von mehr als 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,779 Milliarden Euro) bestätigt. Ein Nachfrageeinbruch scheint damit auch nicht in Sicht.
Langer Streit
Die Insolvenz ist das vorerst letzte Kapitel eines komplizierten Streits zwischen dem ehemaligen Avir Guss-Eigentümer Prevent und dem Großkunden VW, der nach deutlichen Preiserhöhungen, einem Lieferstopp, dem Kauf des Unternehmens durch die Sanierungsberatung One Square in einem Streit über die Übernahme der Sanierungskosten mündete.
Chancen überwiegen
Analyst Frederik Bitter von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sieht in der Anpassung der Prognose eine "sicherlich negative Überraschung", aber keine Katastrophe. Die neuen Ziele schränkten seine Kaufempfehlung mit Kursziel neun Euro (bisher: 9,50 Euro) nicht ein, da diese sich am längerfristigen Wachstum orientiere. Warburg Research hat das Kursziel von 7,70 auf 7,60 Euro gesenkt, die Einstufung aber ebenfalls auf "Buy" belassen. Analyst Franz Schall hat die EBIT-Prognosen zwar leicht nach unten angepasst. Er rät den Anlegern jedoch, den Kursrutsch als Einstiegschance zu sehen. Weitere Analystenstatements dieser Art dürften folgen.
Viel Verunsicherung
In einem von Rezessionsängsten und Handelsstreit geprägten Marktumfeld sowie dem deutlichen Kursrutsch im Juli ist die Meldung erneut ein gefundenes Fressen für Leerverkäufer. Die Aktie rutschte nach der mühsamen Erholung der letzten Wochen im frühen Handel unter die 5-Euro-Marke.
Risikobewusste Anleger können auf ein Comeback der Aktie spekulieren. Kurzfristig dürfte die erneute Verunsicherung bei Deutz aber für einen volatilen Kursverlauf sorgen. Mittel- und langfristig überwiegen ausgehend vom aktuellen Kursniveau die Chancen bei dem Motorenhersteller.
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