Die Deutsche Telekom und ihre Anleger – eine eigenartige Beziehung. Kein anderer DAX-Titel findet sich in so vielen privaten Depots (circa 1,8 Millionen) wie der des früheren Staatskonzerns.Die Loyalität für die Bonner überrascht, denn viel zu gewinnen gab es mit der T-Aktie in den letzten Jahren nicht. Auf Sicht von 36 Monaten büßte das Papier 5,5 Prozent ein, während der DAX im selben Zeitraum um 16,1 Prozent zulegte.
Seitdem es an den Börsen rumpelt, erweist sich die Deutsche Telekom allerdings als Beruhigungspille für nervöse Anleger. Seit Monatsbeginn notiert die Aktie 3,5 Prozent im Plus, eine klare Outperformance zum DAX. DER AKTIONÄR ist überzeugt, dass es sich bei dem aktuell laufenden Aufschwung nicht – wie so oft in der Vergangenheit – um ein Strohfeuer handelt, und hat dafür mehrere Gründe.
Fusion der US-Tochter
T-Mobile tritt beim Versuch einer Fusion mit Sprint bei den Wettbewerbshütern aufs Gas. Durch eine Kombination von T-Mobiles mittlerem Funkspektrum mit den niedrigen und höheren Frequenzbändern des Konkurrenten lasse sich ein 5G-Netz errichten, das bis 2024 einen Durchsatz von 4,2 Gigabit/Sekunde erreiche und damit deutlich mehr Kapazität besitze als die beiden Netze der einzelnen Unternehmen (zusammen circa 3,5 Gbps). Lassen sich die Aufseher von den Argumenten überzeugen, könnte das ein positiver Katalysator für die T-Aktie sein.
Gewinn an Marktanteilen
Mit aggressiven Kampagnen jagt die Telekom den Konkurrenten im Mobilfunkmarkt kräftig Marktanteile ab. Nach Einschätzung von Morgan Stanley wird der Zugewinn 2018 rund 3,2 Prozent betragen und das in einer Branche, die praktisch keinerlei Zuwachsraten mehr aufweist. Der Trend zeigt klar: Mit den Bonnern ist wieder zu rechnen.
Um das Momentum hoch zu halten, plant das Management unter anderem den Ausbau (plus 7.000 bis 2021) seiner Sendemasten-Infrastruktur. Europaweit betreibt die Telekom derzeit 53.000 solcher Türme, darunter 28.000 in Deutschland. Schon der Bestand dieser „Immobilien“ ist viele Milliarden Euro wert.
Steigende Profitabilität
In der Vergangenheit hat der Konkurrenzdruck bei Geschäftskunden (T-Systems) die Gewinne der Sparte erodieren lassen. Seit 2010 brach das EBITDA um nahezu 50 Prozent ein. Zwar rechnen Analysten nicht damit, dass die Probleme in diesem Segment noch 2018 behoben sein werden. Der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh ist sich der Dringlichkeit des Problems jedoch bewusst und plant den Umbau binnen 12 bis 24 Monaten. Eine erste im Juni erfolgte Maßnahme zum Stellenabbau und -umbau soll Einsparungen von 600 Millionen Euro ermöglichen.
Günstige Bewertung
Skeptisch Anleger könnten anmerken, dass all diese Dinge nicht ganz neu sind und, ja, recht haben sie. Das große Aber: Nicht nur die Deutsche Telekom, sondern der gesamte europäische Telekomsektor hinkten in den vergangenen Jahren der (positiven) Marktentwicklung weit hinterher. Doch diese Nichtbeachtung hat auch ihre gute Seite. Weil viele Kurse kontinuierlich abbröckelten, die Geschäfte jedoch solide weiterliefen, sank die fundamentale Bewertung auf ein sehr günstiges Niveau. So betrug das 2018er-KGV der im STOXX-600 gelisteten Branchenplayer zuletzt noch 14, der niedrigste Stand seit Jahren. Dass Telekom-Unternehmen zudem als respektable Dividendenzahler gelten, rief nun die ersten Value-Investoren auf den Plan, die in dem Sektor auf Schnäppchenjagd gehen.
Das Warten hat ein Ende – kaufen!
T-Online-US-Fantasie, T-Systems-Umbau, günstige Bewertung und attraktives Chartbild: Die T-Aktie bietet jetzt endlich die Voraussetzungen, dass aus einer eigenartigen eine einzigartige Beziehung mit den Anlegern wird.