Bei Analysten und Anlegern hat die Einigung im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post für große Erleichterung gesorgt. Nach den Bahn- und Kita-Beschäftigten beenden nun auch die Postbediensteten am Dienstag ihren Ausstand. Die Post-Aktien zogen daraufhin am Montag an der DAX-Spitze um 2,26 Prozent auf 26,725 Euro an und waren damit nur einer von zwei Gewinnern im vom Ausgang des Griechenland-Referendums geschwächten Leitindex.
Nach vier Wochen Dauerstreik und einer dreitägigen Marathon-Tarifrunde in Bad Neuenahr hatten sich der Logistikkonzern und die Gewerkschaft Verdi am Sonntagabend auf einen Tarifabschluss geeinigt.
Seit Mitternacht ist der unbefristete Streik bei der Post nun offiziell beendet. Tausende Zusteller gehen damit nach vier Wochen Dauerstreik am Dienstagmorgen wieder zur Arbeit. Das hatten die Postspitze und die Gewerkschaft Verdi bei der Tarifeinigung am vergangenen Sonntag beschlossen. Probleme erwarte er nicht, sagte ein Verdi-Sprecher vorab. Ein erster Überblick über das Wiederanlaufen der Arbeit sei aber erst im Laufe des Vormittags möglich, sagte ein Postsprecher.
Analysten zuversichtlich
Beobachter bewerteten sowohl das Ende des Tarifkonfliktes als auch die Details der Einigung positiv. Am Wichtigsten sei, dass die zum Jahresbeginn ausgegründeten Paketgesellschaften DHL Delivery mit schlechterer Bezahlung nicht aufgelöst oder in den höheren Post-Haustarifvertrag aufgenommen werden, schrieb Analyst Chris Burger von der Baader Bank. Im Gegenzug hat sich der Konzern aber verpflichtet, seine aktuell im Unternehmen arbeitenden Paketzusteller auch im Mutterkonzern zu halten. Zudem werde der Kündigungsschutz bei der Post um vier Jahre bis Ende 2019 verlängert.
Vor diesem Hintergrund bereiteten den Analysten auch die erzielten Lohnabschlüsse keine Kopfschmerzen: Die rund 140.000 Post-Beschäftigten erhalten zum 1. Oktober 2015 zunächst eine Einmalzahlung von 400 Euro. Anschließend bekommen sie zum 1. Oktober 2016 zwei Prozent und zum 1. Oktober 2017 dann noch einmal 1,7 Prozent mehr Geld.
Er habe zwar in seinem Modell mit einen etwas niedrigeren Lohnanstieg von etwa 1,5 Prozent pro Jahr gerechnet, schrieb Analyst Johannes Braun von der Commerzbank. Durch das Festhalten an den ausgegründeten Paketgesellschaften würden aber die Lohnkosten auf längere Sicht in Schach gehalten.
Auch Analyst Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet blickt zuversichtlich in die Zukunft. Vor allem das Expressgeschäft entwickle sich weiter stark. Laut dem Experten Dirk Schlamp von der DZ Bank kann die Einigung helfen, die Konzernziele für 2020 zu erreichen. Schlamp sieht den fairen Aktienwert bei 30,50 Euro. Der Abschluss habe nur begrenzt Einfluss auf seine Schätzungen für die Jahre 2015 und 2016. Die Einigung helfe aber, die Konzernziele für 2020 zu erreichen.
Nach dem Streik-Ende hat die Aktie der Deutsche Post wieder Fahrt aufnehmen können. Die jüngste Konsolidierung könnte damit schon bald abgeschlossen sein. Auch DER AKTIONÄR bleibt bei seiner mittelfristig positiven Einschätzung zu der Aktie und rät mit einem Stopp bei 23 Euro engagiert zu bleiben.
(Mit Material von dpa-AFX)