Junge Unternehmen haben es in Deutschland schwerer als etwa in angelsächsischen Ländern, an frisches Kapital zu kommen. Die Deutsche Börse wollte Abhilfe schaffen und hat Anfang März das Börsensegment Scale gestartet. Hier sollten „Unternehmen mit erprobten Geschäftsmodellen“ eine Chance bekommen. Nach nicht einmal fünf Monaten werden allerdings schon Erinnerungen an Zeiten des „Neuen Marktes“ wach. DER AKTIONÄR warnte frühzeitig vor einem Investment bei der NAGA Group AG.
Laut Handelsblatt untersucht die Finanzaufsicht Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht routinemäßig den Börsengang des Fintech-Unternehmens am 10. Juli. Zu solchen Maßnahmen greift die Finanzaufsicht immer dann, wenn ein Verdacht auf Marktmanipulation oder rechtswidrig genutzte Insiderinformationen besteht. Im Fall von NAGA lag der Emissionspreis bei 2,60 Euro. Kurz nach Handelsstart am Ausgabetag schoss der Kurs allerdings rapide in die Höhe und erreichte am dritten Handelstag in der Spitze 20,00 Euro. Aktuell steht die Notierung um 7,20 Euro.
Der Vorgang wirft ein Schlaglicht auf das Börsensegment Scale der Deutschen Börse. Eric Leopold, verantwortlich für das vorbörsliche Geschäft bei dem Marktbetreiber, sagt: „Einen Imageschaden für Scale befürchten wir nicht“. Allerdings gibt es auch andere Ansichten. Klaus Nieding, Anlegeranwalt bei Nieding + Barth, sagt: „Auf den ersten Blick ist Scale „Neuer Markt“ reloaded“.
Füße still halten
Ob die Vorwürfe gegen NAGA zutreffen und der Ruf von Scale schon geschädigt ist, muss sich erst noch herausstellen. Anleger, die in den Titel Deutsche Börse investiert haben, sollten vorerst die Füße still halten.
Denn die Aktie ist mit einem KGV von 19 günstiger bewertet als die London Stock Exchange (25 ). Auch die Dividendenrendite von 2,5 Prozent ist beachtlich. DER AKTIONÄR rechnet mit steigenden Umsätzen, da zahlreiche rechtliche Vorschriften den Handel auf der Börsenplattform erhöhen sollten. Die Aktie ist mit einem Kursziel von 120,00 Euro kaufenswert. Ein Stopp empfiehlt sich um 70,00 Euro.