Die Hamburger Fintech-Firma The NAGA Group feierte ein fulminantes Börsendebüt. Vom Ausgabepreis bei 2,60 Euro versechsfachte sich der Wert knapp. Nun folgt der Absturz.
Ritt auf der Fintech-Welle
Der Initiator von NAGA, Yasin Sebastian Qureshi, ist kein Unbekannter in der Finanzbranche. Er hat die Varengold Bank aufgebaut, allerdings mit überschaubarem Erfolg, wenn man sich den Kursverlauf bei Varengold ansieht. Mit NAGA reitet Qureshi auf der Fintech-Welle.
Die Basis von NAGA bildet über die ebenfalls in Hamburg ansässige Hanseatic-Brokerhouse-Gruppe ein auf Zypern ansässiger Forex- und CFD-Broker. Das Hauptasset ist allerdings eine eigens entwickelte modulare Softwareplattform mit offener Programmierschnittstelle, welche eine simple Einbindung externer Angebote und neuer Handelsplattformen ermöglichen soll. Bekannt ist etwa die darauf basierende Social-Trading-App SwipeStox. Damit können Nutzer Trading-Strategien anderer Teilnehmer nachahmen, selbst auch Follower kreieren, um damit Boni zu erhalten. Mit SwipeStox hat man derzeit die Möglichkeit, Börsenindizes, Rohstoffe, Devisen und Derivate zu handeln. Auch eine Robo-Advisory-Funktionalität ist angeschlossen. In diesem Jahr soll über ein Joint Venture mit der Deutschen Börse (60 Prozent NAGA, 40 Prozent Deutsche Börse) die weltweit erste Plattform für virtuelle Gegenstände, so genannte Ingame-Items starten.
800-Millionen-Luftnummer
7,9 Millionen Euro Umsatz will die Gruppe im laufenden Jahr machen. Vor allem über das Geschäft mit virtuellen Gegenständen aus der Kooperation mit der Deutschen Börse sollen es 2018 bereits knapp 52 Millionen sein. Eine aus Sicht des aktionär viel zu optimistische Einschätzung. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass die Prognosen eintreffen und im Anschluss der Umsatz noch mal verdoppelt wird, ist die Bewertung ein Witz, zumal der Laden noch hochdefizitär arbeitet. 2017 dürfte NAGA bei zehn Millionen Miesen landen, 2018 noch einmal 50 Prozent mehr. Nach Abschluss aller bereits beschlossenen Kapitalmaßnahmen, die wohlgemerkt zum Preis von einem Euro erfolgen, liegt der Börsenwert bei 280 Millionen Euro. Zwischenzeitlich waren es sogar schon einmal knapp 800 Millionen Euro. So oder so zu viel, selbst wenn man NAGA unter dem fantasiegeladenen Fintech-Label laufen lässt.
Absturzgefahr bleibt hoch
Man sollte sich bei NAGA nicht von den Kursgewinnen blenden lassen. Sie erfolgten unter überschaubaren Umsätzen. Einen wirklichen Freefloat gibt es nicht, ein Großteil der Kapitalerhöhung über eine Millionen Aktien Spätestens wenn die Kapitalerhöhungen platziert sind, dürften die Altaktionäre versuchen, Kasse zu machen. Die Absturzgefahr ist daher immens. Finger weg!