Die Erwartungen waren in den letzten Wochen immer weiter gestiegen. Unterdessen hatten Analysten statt nur einem Vorsteuer-Gewinn für das Gesamtjahr 2020 auch einen Nettogewinn prognostiziert. Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing hat ausgerechnet im Krisenjahr 2020 geliefert. Die Aktie gerät allerdings unter Druck, Gewinnmitnahmen nehmen zu.
Im vergangenen Jahr mutete es unrealistisch an, dass die Deutsche Bank ausgerechnet während einer Pandemie wieder in die Gewinnzone zurückkehren könnte. Doch Sewing ist das Glanzstück geglückt: Der Konzern überraschte mit einem Nettogewinn von satten 624 Millionen Euro, die Schätzungen gingen lediglich von 85,0 Millionen Euro aus. Nachdem auch wegen der Sanierung 2019 ein großer Verlust von 5,70 Milliarden Euro zu Buche stand, hat das Finanzinstitut nach fünf Jahren nun wieder schwarze Zahlen geschrieben. Im vierten Quartal wurden unter dem Strich 147 Millionen Euro erwirtschaftet.
Keine böse Überraschung
Die Erträge stiegen um vier Prozent auf 24,0 Milliarden Euro. Keine Überraschungen gab es zudem bei der Risikovorsorge in Höhe von 1,80 Milliarden Euro. Mit einem Anteil von 0,41 Prozent aller vergebenen Kredite lagen die Rückstellungen in der Range, die das Management in Aussicht gestellt hatte (Bandbreite von 0,35 bis 0,45 Prozent). Die Kosten sanken um 15 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro, bereinigt konnten damit die anvisierten 19,5 Milliarden Euro erreicht werden.
CEO zuversichtlich für 2021
„Im wichtigsten Jahr unseres Umbaus ist es uns gelungen, die Transformationskosten und die gestiegene Risikovorsorge mehr als auszugleichen - und das trotz globaler Pandemie“, so CEO Sewing. „Wir sind nachhaltig profitabel und zuversichtlich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierigen Zeiten anhält.“ Die Bank sehe sich in einer guten Position, die in Aussicht gestellte Eigenkapitalrendite von acht Prozent 2022 zu erreichen.
Getragen wurde Erfolg der Deutschen Bank im abgelaufenen Jahr vor allem vom Investmentbanking, insbesondere vom Handelsgeschäft. Dort fand der Konzern zu alter Stärke zurück und steigerte alleine im vierten Quartal den Gewinn auf 596 Millionen Euro, 200 Millionen mehr als von Analysten erwartet. Im laufenden Jahr, wenn die Pandemie sich abschwächt, muss es gelingen im Privatkundengeschäft und mit den Firmenkunden wieder Tritt zu fassen. Die Investmentbank könnte bei gleichbleibenden Kapitalmarktbedingungen die Bank noch eine Zeit lang tragen. Liefern muss Sewing allerdings auch in den anderen Bereichen.
DER AKTIONÄR ist weiterhin positiv gestimmt für die Aktie der Deutschen Bank. Die heutigen Zahlen könnten Rückenwind geben, um die Marke von 9,00 Euro nachhaltig zu überwinden. Investierte bleiben dabei, alle anderen können eine Position aufbauen.