Das Jahr 2022 hätte für Bankaktien die Wende bringen sollen. Die Pandemie hatte ihren größten Schrecken verloren und die Notenbanken in den größten Währungsräumen standen kurz vor einer Zinswende. Dann kam der Krieg in der Ukraine im Februar und die Börse stürzte ab. Zwar wurden die Zinsen nun noch aggressiver angehoben als gedacht. Aber gleichzeitig drohten neu Belastungen. DER AKTIONÄR wirft einen Blick auf 2023.
Die deutlich höheren Zinsen in der Eurozone und den USA haben im laufenden Jahr unbestritten die Ergebnisse der europäischen Finanzinstitute beflügelt. So konnte die Commerzbank im dritten Quartal den Nettozinsertrag um satte 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöhen. Bei der Deutschen Bank kamen die Privatkundensparte und die Unternehmensbank nach Jahren endlich in Schwung.
2023 kommen zahlreiche staatliche Hilfen
Andererseits blieben trotz hoher Inflation und Energiekrise die Kreditausfälle bisher erstaunlich gering. Im kommenden Jahr sollten zahlreiche staatliche Hilfen wie die Strompreisbremse oder subventionierte Gaspreise mögliche Ausfälle dämpfen. Allerdings lässt sich nicht wegdiskutieren, dass es wahrscheinlich zu einem Anstieg der Kreditausfälle kommt.
Die Aktie der Commerzbank ist mit einem 2023er-KGV von rund 6 bewertet, die Peers werden bei 7 erwartet. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,4 liegt immer noch deutlich unter dem Schnitt von 0,7. Die Papiere der Deutschen Bank weisen mit einem prognostizierten KGV von unter 6 ebenfalls eine Unterbewertung zur Peergroup auf.
Sanierungsgewinne nicht unterschätzen
Beide Bankaktien dürften im kommenden Jahr von den Erfolgen der jeweiligen Sanierungen profitieren. Die der Deutschen Bank findet 2022 ihr Ende, der Kurs hat das aber noch nicht vollständig eingepreist. Die Commerzbank will bis 2024 weiter umstrukturieren. Steigende Zinsen dürften beiden Geldhäusern nützen.
Das große Thema im kommenden Jahr ist ein Abschwung mit Kreditausfällen. Bisher hat sich die drohende Rezession verschoben. Zudem sind die Institute deutlich besser kapitalisiert als in der Vergangenheit, staatliche Maßnahmen fangen einen Teil der Belastungen ab.
Beide Aktien können auch 2023 Chancen für mutige Anleger bieten. Allerdings dürfte es ähnlich volatil wie in diesem Jahr zugehen. Die Aktien sind bereits laufende Empfehlungen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG