Der Krieg in der Ukraine hat an der Börse Bankaktien am weitesten nach unten gezogen. In den vergangenen Tagen gab es eine Gegenbewegung, doch nun stehen wieder die Risiken im Fokus. Dabei geht es längst nicht mehr um die direkten Auswirkungen des Konflikts auf das Geschäft. Wie die Deutsche Bank zeigt, geht es nun um mögliche Ausfälle.
Seitdem der Krieg in der Ukraine tobt, ging es bei Banken um direkte Fragen des Tagesgeschäfts in Russland. Zieht man sich aus dem Land zurück beziehungsweise werden Geschäftsteile demnächst enteignet? Was heißt das für die Kapitalpolster der Institute? Mittlerweile ist klar, dass auch Zweitrundeneffekte auf die Wirtschaftsentwicklung gefährlich werden können. Nämlich dann, wenn Kreditnehmer nicht mehr zahlen können.
Risikovorsorge in Q1 steigt
Einen ersten Eindruck davon, was das für die europäischen Banken bedeutet, gibt heute die Deutsche Bank. Die Risikovorsorge werde für das erste Quartal um 100 Millionen Euro höher ausfallen, sagte Finanzchef James von Moltke auf einer von Morgan Stanley abgehaltenen Konferenz. Damit werde der Konzern zwischen 250 und 300 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle in diesem Quartal zurücklegen. Das berichtet Bloomberg News.
Bisher nicht erwartet
Die Ankündigung ist eine der detailliertesten, die bisher von einer großen europäischen Bank zu den Auswirkungen des Krieges auf ihre Ergebnisse gemacht wurde. Bloomberg News hatte zuvor berichtet, dass die meisten Banken nur begrenzte Auswirkungen der Krise im ersten Quartal erwarten, obwohl ein härterer Schlag in späteren Perioden eintreten könnte, wenn der Krieg weitergeht.
Hohe Ausschüttungen geplant
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat den beginnenden Aufschwung der europäischen Banken abrupt gestoppt, indem er sie mit problematischen Krediten belastet und eine lang erwartete Erhöhung der Zinssätze verzögert hat. Trotz dieser Ungewissheit hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, in der vergangenen Woche Pläne zur Steigerung der Rentabilität vorgestellt und höhere Kapitalausschüttungen für die kommenden Jahre in Aussicht gestellt, da der deutsche Kreditgeber eine schmerzhafte Umstrukturierung hinter sich gebracht hat.
Rückzug aus Russland
Das Nettokreditengagement der Deutschen Bank in Russland belief sich Ende letzten Jahres auf 600 Millionen Euro. Die Bank hat erklärt, dass sie ihre Geschäfte in Russland abwickelt und dass die Risiken, die sich aus der möglichen Schließung ihres IT-Zentrums in dem Land ergeben, „gut eingedämmt“ sind.
Handel mit Anleihen läuft sehr gut
Von Moltke wiederholte am Donnerstag auch die in der vergangenen Woche gegebenen positiven Prognosen für die Erträge im ersten Quartal und sagte, dass alle Geschäftsbereiche im Rahmen oder über der Planung liegen. Er hob den Handel mit festverzinslichen Wertpapieren hervor, der im bisherigen Jahresverlauf eine "sehr starke" Performance gezeigt habe.
Die Aktie gehört heute wieder zu den Verlierern im DAX. Die Zinserhöhungsfantasie ist mittlerweile in der Eurozone verflogen, die Deutsche Bank hätte nicht zuletzt über die Postbank davon aber massiv profitiert. Gleichzeitig ist die Angst vor zukünftigen Belastungen bei europäischen Instituten größer als bei den Konkurrenten in den USA. Die Aktie ist keine laufende Empfehlung.