Thomas Mayer, einst Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, lässt kein gutes Haar an seinem ehemaligen Arbeitgeber. "Ich glaube, die Deutsche Bank hat sieben Jahre verschlafen", so Mayer im Interview mit Gabor Steingart. "Als der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann 2012 abtrat, wäre die Möglichkeit gewesen, das Ruder herumzureißen und das Geschäftsmodell neu aufzustellen." Doch laut dem Experten gibt es Hoffnung
Vor allem die Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen hätten das Kapitalmarktgeschäft weiter ausgebaut und seien damit in die „falsche Richtung gegangen.“ Sie versuchten mit den großen amerikanischen Investmentbanken wie Goldman Sachs oder JPMorgan zu konkurrieren – und seien gescheitert. Dabei hätten sie sich zu sehr auf das Anleihengeschäft konzentriert, in dem aufgrund der geringen Geld-Brief-Spanne kaum noch Geld zu verdienen sei.
Das bestätigt auch der Blick auf die Aktienkurse. Während die Aktienkurse der amerikanischen Banken – hier exemplarisch von JPMorgan – explodiert sind, gab es in Deutschland nur Verluste Die Commerzbank-Aktie verlor in den letzten zehn Jahren knapp 90 Prozent, die Deutsche Bank 80 Prozent.
Für die Deutsche Bank gibt es laut Mayer noch einen Funken Hoffnung: "Ich möchte noch nicht aufgeben, aber die Uhr steht sozusagen auf fünf vor zwölf." Dazu müsse die Bank erfolgreich Kosten senken und mit einer neuen Strategie für Aufschwung sorgen. Besonders mit Aktienemissionen, Investmentbanking und Mergers & Akquisitions könne man heutzutage Gewinne machen. Hierbei liege der Vorteil der Deutschen Bank in der jahrelangen Kundenerfahrung.
Solange sich bei der Deutschen Bank nichts Grundlegendes ändert, ist die Aktie aus fundamentaler Sicht kein Kauf. Aus charttechnischer Sicht hat sich das Bild indes aufgehellt, sodass sich eine Trading-Chance ergibt.