Zum Ende der zurückliegenden Woche hin drehte die Aktie der Deutschen Bank noch einmal kräftig auf, legte innerhalb von nur zwei Handelstagen in der Spitze um über acht Prozent zu. Neben guten Zahlen des US-Wettbewerbers JPMorgan trieben vor allem die neuesten Meldungen zu den Fusionsgesprächen mit der Commerzbank das Papier gen Norden. Ihr Tenor allerdings war eher negativ gefärbt.
Gute Zahlen der US-Bank JPMorgan haben am Freitag auch deutschen Bankaktien Wind verliehen. Wenngleich die Gewinne im Handelsverlauf wieder etwas dahinschmolzen, ging die Aktie der Deutschen Bank am Ende des Tages mit einem Plus von 2,2 Prozent ins Wochenende. Commerzbank-Titel verteuerten sich um 2,5 Prozent. Bereits am Donnerstag hatten neue Meldungen zu den Fusionsgesprächen zwischen den beiden Instituten ein kleines Kursfeuerwerk entfacht. Dass der Tenor dieser Meldungen eher negativ gefärbt war, unterstreicht lediglich die Ablehnung der Fusion durch den Kapitalmarkt. So zöge ein Zusammengehen der beiden größten deutschen privaten Banken etwa Zweifel hochrangiger Aufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) auf sich, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Am Freitagabend dann berichtete die Deutschen Presse-Agentur, im Deutsche-Bank-Konzern sei der Widerstand gegen einen möglichen Zusammenschluss mit der Commerzbank groß. Die Belegschaft ist einer Umfrage des Gesamtbetriebsrats zufolge mit großer Mehrheit gegen eine Bankenhochzeit. 69 Prozent von 7.840 Teilnehmern antworteten mit "Nein" auf die Frage, ob die Deutsche Bank die Commerzbank übernehmen solle. Hinter die seit vier Wochen intensiv diskutierten Fusionspläne stellten sich 18,6 Prozent der Befragten. Die Ergebnisse der Umfrage liegen der dpa vor.
Die Befragung bestärke die Arbeitnehmervertreter, "auch auf diesem Wege nochmals unsere klare Ablehnung zu einer möglichen Übernahme der Commerzbank auszudrücken", schrieben die Betriebsräte am Freitag an Aufsichtsratschef Paul Achleitner und Konzernchef Christian Sewing.
"Gerade aus der bis heute nicht abgeschlossenen Postbankintegration sollte die Erkenntnis gewachsen sein, dass eine Übernahme der Commerzbank möglicherweise wirtschaftlich begründet, aber deshalb noch lange nicht machbar, d.h. erfolgreich umsetzbar ist", heißt es in dem Schreiben. In der Umfrage fordern fast 84 Prozent, die Deutsche Bank solle zunächst die Integration der Postbank abschließen.
Der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank hatte den Vorstand des teilverstaatlichten Instituts bereits Ende März aufgefordert, das Fusions-"Abenteuer" zu beenden. Das Vorhaben habe "im Management, bei den Mitarbeitern, in den Gremien, bei den Kunden unserer Bank wie auch in der Gesellschaft keinen Rückhalt", schrieben die Arbeitnehmervertreter des MDAX -Konzerns in einer "Protestnote".
Hinsichtlich Arbeitsplatzsicherheit machen sich die Deutsche-Bank-Mitarbeiter aber keine Illusionen: Rund 83 Prozent meinen, dass auch ohne Übernahme der Commerzbank in den nächsten drei Jahren viele Arbeitsplätze verloren gehen werden.
Kritiker befürchten, dass bei einem Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank mindestens 30.000 Stellen in der neuen Großbank gefährdet wären. Bei der Deutschen Bank läuft bereits ein Abbauprogramm: Bis Ende 2019 will der Vorstand die Zahl der Vollzeitstellen auf "deutlich unter 90.000" verringern.
Konzernchef Sewing hatte Anfang Februar weitere Stellenstreichungen angekündigt. Klar sei, dass im Zuge der Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern weitere Kapazitäten wegfallen würden. Dieser Prozess soll im Jahr 2022 abgeschlossen sein. Ende 2018 beschäftigte der Dax -Konzern auf Vollzeitbasis gut 91.700 Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es noch etwas mehr als 97.500. Die Zahl sank auch durch Veräußerung von Unternehmensteilen.
Sollte es doch zu einem Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank kommen, fordern die Mitarbeiter der Deutschen Bank mit großer Mehrheit (88 Prozent) einen Sozialplan mit Abfindungen und Vorruhestandsregelungen. Aufgerufen zu der Umfrage, die vom 8. bis 11. April durchgeführt wurde, waren etwa 28.000 Mitarbeiter von Deutscher Bank und Postbank.
Seit Mitte März loten Deutsche Bank und Commerzbank die Möglichkeit eines Zusammenschlusses aus. Noch im April wird mit einer Entscheidung gerechnet, wie es weitergeht.
Die Reaktion des Kapitalmarktes – steigende Kurse sowohl bei Deutsche Bank als auch Commerzbank – auf negative Meldungen zu den Fusionsgesprächen, sollte den Verantwortlichen zu denken geben. Die Aktien beider Institute zählen zu den großen Verlierern der vergangenen Monate und Jahre und notieren unweit ihrer Allzeittiefs. Während sich das Commerzbank-Papier weiterhin im Trading-Szenario des AKTIONÄR nach oben bewegt, steht die Aktie der Deutschen Bank derzeit nur auf der Beobachtungsliste.
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Ein Beitrag von Leon Müller, Chefredakteur des Magazins DER AKTIONÄR und Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)
Mit Material von dpa-AFX
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