Aus der aktuellen Ausgabe von Maydorns Meinung: „Nach langer, schwerer Krankheit hat sich eines der einst weltgrößten Finanzinstitute am Wochenende selbst zu Grabe getragen. Ruhe die Deutsche Bank in Frieden.“ Ok, das reicht dann auch mit der Polemik. Aber im Ernst, mit der drastischen Reduzierung im Investmentbanking verabschiedet sich die Deutsche Bank endgültig aus der Riege der weltweit führenden Banken. Man glaubt es kaum, aber im vergangenen Jahr war hier man immer noch die Nummer 8 der Welt. Jetzt hat Vorstandschef Christian Sewing nicht nur die massive Verkleinerung im Investmentbanking, sondern auch den Rückzug aus dem weltweiten Aktiengeschäft und nicht zuletzt den Abbau von 18.000 Stellen verkündet.
Hier wird das große Geld verdient
Sewing bezeichnet den Rückzug als „umfassendste Transformation seit Jahrzehnten“, in den Medien wird diese Transformation als „Rückkehr zu den Ursprüngen“ gefeiert. Ich frage mich, was es zu feiern gibt, wenn der Geschäftsbereich aufgegeben wird, mit dem sich in der Finanzbranche das meiste Geld verdienen lässt. Im Jahr 2006 hat die Deutsche Bank fast sechs Milliarden Euro im Investmentbanking verdient und damit über 70 Prozent des gesamten Gewinns von gut acht Milliarden Euro erzielt. Und dass die Gewinne der US-Banken seit einigen Jahren wieder sprudeln, verdanken sie vor allem den üppigen Einnahmen aus dem Investmentbanking.
Der Fehler der Deutschen Bank war nicht, dass sie Investmentbanking gemacht haben, sondern wie sie es gemacht haben. Jetzt kann man zweifellos argumentieren, dass die Bank vieles versucht hat, die Sparte wieder flott zu machen, aber ist es wirklich die Lösung, den Geschäftsbereich mit den größten Risiken, aber eben auch den größten Chancen, einfach dicht zu machen?
Turbo ausgebaut
Sich auf „stabile Bereiche“ wie das Geschäft mit Unternehmen und Privatkunden zu konzentrieren, mag solide klingen, aber es ist eben auch langweilig und margenschwach. Der Abwärtstrend der Bank und auch des Aktienkurses mag so gestoppt werden können, aber eine Trendwende, auf die viele Aktionäre seit Jahren sehnlichst warten, ist jetzt kaum mehr möglich. Wenn man aus einem Sportwagen den kaputten Turbo ausbaut anstatt ihn zu reparieren, kann man eben keine besondere Beschleunigung mehr erwarten.
Auf Jahre nichts zu holen
Die Deutsche Bank verabschiedet sich endgültig von der großen Bühne und wird im doppelten Wortsinn zur „Volksbank“. Das mag dem einen oder anderen gefallen, den 18.000 Mitarbeitern, die ihren Job verlieren und den Aktionären sicherlich nicht. Auch wenn die Aktie heute früh in einer ersten Reaktion um über fünf Prozent zulegen konnte, für die Aktionäre der Bank dürfte auf Sicht von Jahren nicht viel bis gar nichts zu holen sein. Sogar auf die ohnehin zuletzt nur noch mickrige Dividende von 11 Cent müssen sie zukünftig verzichten.
Dieser Text ist aus der aktuellen Ausgabe des kostenlosen Newsletters "Maydorns Meinung", der vier Mal pro Woche (Montag bis Donnerstag) erscheint. Einfach unter www.maydornsmeinung.de in den Verteiler eintragen und auch Sie erhalten aktuelle Einschätzungen, Kommentare und den einen oder anderen Aktientipp.