Eigentlich sollte am morgigen Mittwoch das Urteil im sich seit Jahren hinziehenden Rechtsstreit der Deutschen Bank mit Altaktionären der Postbank verkündet werden. Doch das wurde kurzfristig abgesagt, denn das Gericht benötigt offenbar mehr Zeit. Der Deutschen Bank kann das nur recht sein.
Seit Jahren streitet sich die Deutsche Bank vor verschiedenen Gerichten über die Frage, ob das Übernahmeangebot für die Postbank 2010 zur richtigen Zeit kam und die Höhe der Offerte angemessen war. Einige Altaktionäre der Postbank verneinen das und meinen, dass die Deutsche Bank schon länger de facto die Kontrolle über das Unternehmen innegehabt habe.
Für beide Seiten geht es um viel Geld. Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal 1,3 Milliarden Euro für den Fall zurückgestellt, dass man vor Gericht unterliegt. Vorteilhaft dürfte daher für das Finanzinstitut noch ein Vergleich sein. Den hatten die Anwälte des Geldhauses noch Ende letzter Woche der Gegenseite angeboten.
Diese hatte das Angebot von 36,50 Euro, das sind 11,50 Euro mehr als das damalige Übernahmeangebot, über ihre Anwälte sofort als zu niedrig zurückgewiesen. Nun sieht es aber so aus, als hätte die Deutsche Bank mehr Zeit, um einen neuen Vergleich auszuarbeiten.
Denn gestern wurde bekannt, dass das Oberlandesgericht Köln den Termin für seine Entscheidung auf den 23. Oktober verschoben hat. Nachdem man ursprünglich diesen Mittwoch ein Urteil fällen wollte, hat man nun "fortdauernden Beratungsbedarf“, wie es in einer Mitteilung des Gerichts heißt.
"In der Spruchfrist haben die Parteien keine gütliche Einigung mitgeteilt", erklärte das Gericht. "Da die Beratungen des Senats noch nicht abgeschlossen sind, ist der Verkündungstermin in beiden Verfahren auf den 23. Oktober 2024 verlegt worden", hieß es weiter. Kläger-Anwalt Jan Bayer, auf dessen Mandanten nach seinen Angaben ein Großteil der Klagesumme entfällt, sagte zudem: „Wie in der mündlichen Verhandlung erkennbar, will der Senat offenbar unbedingt vermeiden, dass das Verfahren nochmals zum Bundesgerichtshof geht und räumt der Bank zwei weitere Monate zur Verhandlung eines vernünftigen Gesamtvergleiches ein.“
Für die Deutsche Bank ist die Verschiebung der Urteilsverkündung eine positive Nachricht. Damit bleibt mehr Zeit, einen Vergleich auszuhandeln, der nicht die komplette Rückstellung von 1,3 Milliarden Euro aufbraucht. Dann wäre sogar unter Umständen noch Geld für ein kleineres Aktienrückkauf-Programm übrig.
In den letzten Tagen hat die Aktie nach dem Bruch der 200-Tage-Linie bei 13,29 Euro konsequent den Weg nach Norden eingeschlagen. Bei 14,57 Euro kommt dort bald die 50-Tage-Linie als nächster Widerstand in Sicht. Mutige greifen zu.