Kommt die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank doch schneller als erwartet? Der US-Finanzinvestor Cerberus hat diese Option neu bewertet – und ist dabei zu einem anderen Ergebnis gekommen als noch vor einigen Monaten. In der Diskussion über Sinn und Unsinn des Megaprojekts bietet das neuen Zündstoff.
Cerberus ist seit 2017 bei beiden Banken investiert und hält aktuell rund fünf Prozent an der Commerzbank sowie drei Prozent der Deutsche-Bank-Anteile. Noch Ende 2017 hatte Cerberus-Chef Stephen Feinberg erklärt, dass er keinen Zusammenschluss der beiden Institute anstrebe – Deutschland biete genug Platz für zwei große Privatbanken.
Wie das Handelsblatt nun meldet, scheint der Großaktionär einem Zusammenschluss inzwischen aber offener gegenüber zu stehen. Einer der Gründe: Die Investments in den deutschen Bankensektor entwickeln sich für Cerberus zum Desaster. Seit dem Einstieg hat die CoBa-Aktie rund 40 Prozent verloren, die Papiere der Deutschen Bank haben sich sogar halbiert.
Zudem wachse die Angst, dass sich die Deutsche Bank nicht mehr alleine aus dem Sumpf aus Skandalen und mangelnder Profitabilität befreien kann und beide Banken angesichts des rasanten technologischen Wandels in der Branche den Anschluss verlieren könnten, heißt es in dem Bericht weiter. Offiziell wollte sich Cerberus aber nicht zu einer möglichen Fusion äußern.
Speziell auf Seiten der Commerzbank gibt es einen weiteren großen Befürworter einer Fusion: Der Bund, der seit der Teilverstaatlichung des Instituts während der Finanzkrise rund 15 Prozent der Anteile hält, arbeitet im Hintergrund schon länger auf einen Zusammenschluss zu – auch wenn dieser offiziell bislang nur als eine von mehreren Optionen gehandelt wird. Viele Aktionäre würden dagegen – wenn überhaupt – den Schulterschluss mit einem großen europäischen Geldhaus präferieren.
„Hier entstünde ein Monster“
Auch unter Experten ist der nationale Zusammenschluss höchst umstritten. „Aus zwei Kranken wird kein Gesunder“ – diesen oder ähnliche Sprüche hört man in dem Zusammenhang immer wieder. Erst in dieser Woche hatte sich der Frankfurter Bankenexperte Sascha Steffen in einem Artikel der New York Times gegen den Zusammenschluss ausgesprochen. Dadurch entstünde ein „Monster“, das fusionierte Institut sei dann erst recht „too big to fail“ (Das Börsen.Briefing. berichtete).
DER AKTIONÄR wertet einen Zusammenschluss ebenfalls kritisch – unter anderem, weil Kernprobleme dadurch ungelöst blieben und bei der Deutschen Bank weitere Kapitalmaßnahmen zu befürchten wären. Während sich die Lage bei der Commerzbank zumindest aus technischer Sicht etwas aufzuhellen scheint, bleibt die Deutsche Bank ein Fall für die Beobachtungsliste.